Mobbing-Kultur: Definition, Merkmale und Ursachen systematischer Schikane

Mobbing-Kultur: Ursachen, Merkmale und Folgen systematischer Schikane verständlich erklärt — erkennen, vorbeugen und psychische Schäden verhindern.

Autor: Leandro Alegsa

Mobbing-Kultur bedeutet, dass es für das Opfer normal ist, schikaniert zu werden. Es geht um den Missbrauch gesellschaftlicher Macht.

Die Kultur des Mobbing umfasst die täglichen Aktivitäten und die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen. Eine Kultur des Mobbings betont eine Gewinn-/Verlust-Denkweise. Sie fördert auch Herrschaft und Aggression.

Was genau ist eine Mobbing‑Kultur?

Eine Mobbing‑Kultur liegt vor, wenn schikanöses Verhalten nicht als Ausnahme, sondern als Teil des normalen Miteinanders angesehen oder toleriert wird. Betroffene werden wiederholt und systematisch ausgegrenzt, gedemütigt, blockiert oder gezielt geschädigt — und das Verhalten wird von Kolleginnen, Führungskräften oder der Organisation entweder unterstützt, ignoriert oder aktiv geleugnet. Eine solche Kultur stabilisiert sich, weil Machtstrukturen, Normen und Routinen aggressives Verhalten begünstigen.

Merkmale einer Mobbing‑Kultur

  • Normalisierung von Schikane: Beleidigungen, Ausgrenzung oder Demütigungen gelten als „harte“, aber akzeptierte Umgangsformen.
  • Ungleichgewicht der Macht: Machthierarchien werden missbraucht; Verantwortliche schützen Täter oder sind selbst beteiligt.
  • Fehlende Sanktionen: Beschwerden werden nicht ernst genommen, Untersuchungen bleiben aus oder werden heruntergespielt.
  • Schweigen und Konformität: Kolleginnen und Kollegen schweigen aus Angst vor Repressalien oder weil sie „dazugehören“ wollen.
  • Wettbewerbsorientierung: Eine starke Gewinn‑/Verlust‑Denkweise fördert Konkurrenz, Intrigen und Ausgrenzung.
  • Rituelle Abwertung: Ständige Kritik, Geringschätzung oder Lächerlichmachen bestimmter Personen oder Gruppen.

Ursachen und fördernde Faktoren

Die Entstehung einer Mobbing‑Kultur ist multikausal. Häufige Ursachen sind:

  • Organisatorische Faktoren: Unklare Rollen, hoher Leistungsdruck, Stellenunsicherheit, schlechte Führung, fehlende Regeln und Kontrollen.
  • Führungsverhalten: Autoritärer, inkonsequenter oder nicht intervenierender Führungsstil; Vorbildfunktion von Führungskräften spielt eine große Rolle.
  • Soziale Dynamiken: Gruppendruck, Cliquenbildung, Sündenbock‑Mechanismen, Vorurteile (z. B. wegen Geschlecht, Alter, Herkunft).
  • Kulturelle Werte: Werte, die Wettbewerb, Härte oder ohnehin vorhandene Diskriminierung tolerieren.
  • Individuelle Faktoren: Persönlichkeitsmerkmale wie Dominanzstreben, geringe Empathie oder mangelnde Konfliktfähigkeit können Mobbing begünstigen.

Folgen für Betroffene und Organisation

  • Für Betroffene: Psychische Belastungen (Depression, Angst, Schlafstörungen), psychosomatische Beschwerden, Leistungsabfall, sozialer Rückzug, langfristig auch Berufsaufgabe oder schwerwiegende Erkrankungen.
  • Für Teams und Organisationen: Sinkende Produktivität, erhöhte Fehlzeiten, Verlust von Fachkräften, schlechtes Betriebsklima, Reputationsschäden.

Wie erkennt man eine Mobbing‑Kultur?

Warnsignale sind unter anderem:

  • Häufige Krankmeldungen oder hohe Fluktuation in einzelnen Abteilungen
  • Systematisch gleiche Opfer‑ oder Tätermuster
  • Beschwerden, die nicht verfolgt werden
  • Offene oder versteckte Witze auf Kosten bestimmter Personen
  • Beschönigende oder abweisende Antworten von Führungskräften auf konkrete Vorfälle

Was können Betroffene tun?

Wenn Sie selbst betroffen sind oder eine Kollegin/einen Kollegen unterstützen wollen:

  • Dokumentieren: Vorfälle, Datum, Uhrzeit, Beteiligte, Zeuginnen/Zeugen und Beweise (E‑Mails, Nachrichten) sammeln.
  • Grenzen setzen: Ruhig, aber klar auf Verhalten hinweisen, wenn möglich und sicher.
  • Interne Anlaufstellen: Betriebsrat, Personalabteilung, Gleichstellungsbeauftragte oder Vertrauenspersonen kontaktieren.
  • Externe Unterstützung: Gewerkschaften, psychologische Beratung, Beratungsstellen gegen Mobbing, die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder rechtliche Beratung hinzuziehen.
  • Netzwerk suchen: Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde oder professionelle Hilfe als Rückhalt nutzen.
  • Gesundheit schützen: Ärztliche Hilfe oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen, wenn Symptome auftreten.

Prävention und Verantwortung von Führungskräften

Eine nachhaltige Veränderung erfordert Maßnahmen auf allen Ebenen:

  • Klare Richtlinien: Anti‑Mobbing‑Regeln, Beschwerdewege und konsequente Sanktionen festlegen.
  • Vorbildfunktion: Führungskräfte müssen respektvolles Verhalten vorleben und bei Verstößen sofort handeln.
  • Schulung und Sensibilisierung: Fortbildungen zu Kommunikation, Konfliktlösung und Diversity.
  • Früherkennung: Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, Klimaanalysen und Gesprächsangebote.
  • Strukturelle Veränderungen: Arbeitsbelastung, Rollenklärung und transparente Entscheidungsprozesse verbessern.
  • Unterstützungssysteme: Ombudspersonen, externe Mediatoren und leicht zugängliche Beratungsangebote einrichten.

Rechtliche Hinweise

In Deutschland besteht für Arbeitgeber die Pflicht, Beschäftigte vor Gefährdungen zu schützen (Arbeitsschutzgesetz). Mobbing kann arbeits‑, zivil‑ oder strafrechtliche Relevanz haben; im Einzelfall können Kündigungsschutz, Unterlassungsansprüche oder Schmerzensgeldansprüche geprüft werden. Bei Diskriminierung bietet die Antidiskriminierungsstelle Unterstützung. Rechtliche Schritte sollten mit einer juristischen Beratung vorbereitet werden.

Zusammenfassung

Eine Mobbing‑Kultur entsteht, wenn schikanöses Verhalten systemisch verankert und toleriert wird. Sie hat tiefgreifende Folgen für Einzelne und Organisationen. Prävention erfordert klare Regeln, verantwortungsbewusste Führung, transparente Prozesse und Angebote für Betroffene. Sichtbares Handeln gegen Mobbing ist die Voraussetzung, damit sich ein gesundes Arbeits‑ und Zusammenarbeitsklima entwickeln kann.

Fragen und Antworten

F: Was ist Mobbing?


A: Von Mobbing spricht man, wenn jemand wiederholt jemanden verletzt oder einschüchtert, der als schwächer angesehen wird.

F: Wer sind Mobber?


A: Mobber sind die Menschen, die andere Menschen schikanieren.

F: Kann eine Gruppe von Menschen gemobbt werden?


A: Ja, jeder kann gemobbt werden, sogar eine Gruppe von Menschen.

F: Welche Arten von Mobbing gibt es?


A: Es gibt viele verschiedene Arten von Mobbing. Es kann sich um körperliche Gewalt handeln, aber auch um Dinge, die Menschen sagen oder tun. Es ist auch Mobbing, wenn andere Menschen es sehen, aber ignorieren, oder wenn eine Person dem Mobber hilft, es zu tun, ohne Ärger zu bekommen.

F: Wie können wir Mobbing stoppen?


A: Lehrer und Mitarbeiter in Schulen haben versucht, Wege zu finden, um Mobbing zu stoppen, und in einigen Ländern und Regionen gibt es auch Gesetze gegen Mobbing. Wenn Menschen, die Mobbing sehen, wissen, was zu tun ist, und es auch tun, können sie dazu beitragen, eine schlechte Situation zu verbessern.

F: Gibt es eine Möglichkeit, Mobbing zu verbergen?


A: Leider ja, manchmal ist Mobbing leicht zu verbergen.


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