Graue Substanz: Aufbau, Funktionen & Unterschiede zur weißen Substanz

Graue Substanz: Aufbau, Funktionen & Unterschiede zur weißen Substanz verständlich erklärt — Zellkörper, Gliazellen, Farbursachen und Bedeutung fürs Gehirn kompakt & anschaulich.

Autor: Leandro Alegsa

Die Graue Substanz (auch graue Substanz genannt) ist ein Hauptbestandteil des Zentralnervensystems. Sie besteht überwiegend aus Neuronen (das sind die Zellen, die oft als "Gehirnzellen" bezeichnet werden), ihren Zellkörpern (Soma), Dendriten und kurzen, meist nicht myelinisierten Axonen sowie aus verschiedenen Typen von Gliazellen. Im Gegensatz dazu setzt sich die weiße Substanz aus weitreichenden myelinisierten Axontrakten (Nervenfasern) und Gliazellen zusammen.

Der sichtbare Farbunterschied zwischen grauer und weißer Substanz entsteht hauptsächlich durch das weiße Myelin der Axone in der weißen Substanz. In lebendem Gewebe erscheint die graue Substanz jedoch meist als hellgrau mit gelblichen oder rosafarbenen Tönen, die von Kapillaren, Blut und den Zellkörpern der Neurone herrühren.

Aufbau der grauen Substanz

  • Neuronen und Zellkörper: Die graue Substanz enthält die Soma der Neuronen, in denen sich der Zellkern, Nissl-Schollen (spezielle raues ER-Ansammlungen) und weitere Organellen befinden.
  • Dendriten und unmyelinisierte Axone: Dendriten empfangen synaptische Eingänge; viele lokale Axone sind kurz und wenig oder gar nicht myelinisiert.
  • Gliazellen: Dazu gehören Astrozyten (Stoffwechselunterstützung, Blut-Hirn-Schranke), Oligodendrozyten (mehrere Axone myelinisierend), Mikroglia (Immunüberwachung) und Ependymzellen (in Übergangsbereichen).
  • Synaptischer Raum (Neuropil): Zwischen den Zellkörpern liegt ein dichtes Netz von Synapsen, Dendriten und kleinen Fasern, das für die Informationsverarbeitung zentral ist.

Funktionen

Die graue Substanz ist der hauptsächliche Ort der Informationserzeugung, -verarbeitung und -integration im Nervensystem. Wichtige Funktionen sind:

  • Empfang und Integration sensorischer Signale (z. B. primäre sensorische Rindenfelder, Hinterhorn des Rückenmarks)
  • Planung und Ausführung motorischer Befehle (z. B. Motorkortex, Vorderhorn des Rückenmarks)
  • Regulation von Reflexen und autonomen Funktionen (z. B. Hirnstammskerne)
  • Lernen, Gedächtnis und kognitive Verarbeitung (z. B. kortikale Schichten, Hippocampus)

Verteilung im Gehirn und Rückenmark

Im Großhirn bildet die graue Substanz die äußere Schicht, die sogenannte Hirnrinde (Cortex), die nur wenige Millimeter dick ist, sowie tiefere Kerngebiete wie die Basalganglien, den Thalamus und den Hippocampus. Im Kleinhirn findet man graue Substanz in den kortikalen Schichten und in den Kernbereichen. Im Rückenmark liegt die graue Substanz zentral in einer H-förmigen Anordnung (Vorderhorn, Hinterhorn und Seitenhorn).

Unterschiede zur weißen Substanz

  • Zusammensetzung: Graue Substanz enthält überwiegend Zellkörper, Dendriten und Synapsen; weiße Substanz besteht hauptsächlich aus myelinisierten Axonen.
  • Farbe: Myelin verleiht der weißen Substanz ihr helles Aussehen; graue Substanz wirkt dunkler wegen der Dichte an Zellkörpern und Blutgefäßen.
  • Funktion: Graue Substanz ist primär für Verarbeitung zuständig, weiße Substanz für die Übertragung von Informationen über größere Entfernungen.
  • Regenerationspotenzial: Beide Regionen haben begrenzte Regenerationsfähigkeit im erwachsenen Zentralnervensystem, doch die Bedingungen und Mechanismen unterscheiden sich.

Entwicklung und Plastizität

Während der embryonalen und frühen postnatalen Entwicklung entsteht die Graue Substanz durch Neurogenese, Migration und Schichtung der Neurone. Synaptogenese (Bildung von Synapsen) und synaptische Eliminierung (Pruning) formen die Netzwerke in der Kindheit und Jugend. Auch im Erwachsenenalter bleibt die graue Substanz plastisch: Lernen und Erfahrung können Zahl und Stärke von Synapsen sowie lokale Strukturen verändern.

Klinische Relevanz

Erkrankungen der grauen Substanz haben oft schwerwiegende Folgen, weil hier die eigentliche Informationsverarbeitung stattfindet. Beispiele:

  • Schlaganfall: Ischämien betreffen häufig die graue Substanz und führen zu neuronalem Zelltod mit Funktionsverlust.
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Bei Morbus Alzheimer, Parkinson und anderen Erkrankungen kommt es zu Verlust von Neuronen in charakteristischen Regionen der grauen Substanz.
  • Epilepsie: Fehlregulationen in kortikaler grauer Substanz können zu stark synchronisierten Entladungen führen.
  • Gehirntumoren: Viele Gliome und andere Tumoren gehen von Zellen der grauen Substanz oder der dortigen Glia aus.

Darstellung in Bildgebung und Histologie

In der klinischen Bildgebung (z. B. MRT) lassen sich graue und weiße Substanz gut unterscheiden; bei bestimmten Sequenzen wird der Kontrast besonders deutlich. Histologisch erkennt man in der grauen Substanz Nissl-Schollen in den Zellkörpern, zahlreiche Synapsen und das dichte Neuropil.

Zusammenfassung: Die graue Substanz ist das funktionelle Zentrum des Zentralnervensystems – Sitz der Zellkörper, Synapsen und der internen Informationsverarbeitung. Ihre Struktur, Verteilung und Verletzlichkeit prägen zahlreiche neurologische Fähigkeiten und Erkrankungen.

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Fragen und Antworten

F: Was ist graue Substanz?


A: Die graue Substanz ist ein Hauptbestandteil des zentralen Nervensystems und besteht aus Neuronen und Gliazellen.

F: Was ist der Unterschied zwischen grauer Substanz und weißer Substanz?


A: Die graue Substanz setzt sich aus Neuronen und Gliazellen zusammen, während die weiße Substanz aus weit verzweigten myelinisierten Axonbahnen (Nervenfasern) und Gliazellen besteht.

F: Was ist Myelin?


A: Myelin ist eine Substanz, die die Nervenfasern umhüllt und der weißen Substanz ihre Weiße verleiht.

F: Warum hat die graue Substanz eine andere Farbe als die weiße Substanz?


A: Der Farbunterschied ergibt sich hauptsächlich aus dem Weiß des Myelins. Im lebenden Gewebe hat die graue Substanz tatsächlich eine sehr hellgraue Farbe mit gelblichen oder rosafarbenen Schattierungen, die von kapillaren Blutgefäßen und neuronalen Zellkörpern herrühren.

F: Aus welcher Art von Zellen besteht die graue Substanz?


A: Die graue Substanz setzt sich aus Neuronen (Gehirnzellen) und Gliazellen zusammen.

F: Aus welcher Art von Zellen besteht die weiße Substanz?


A: Die weiße Substanz besteht aus weit verzweigten myelinisierten Axonbahnen (Nervenfasern) und Gliazellen.

F: Welche Rolle spielt die graue Substanz im zentralen Nervensystem?


A: Die graue Substanz ist ein Hauptbestandteil des zentralen Nervensystems und spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Informationen und der Steuerung von Bewegungen.


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