Polymyalgia rheumatica (Polymyalgie) – Ursachen, Symptome und Behandlung (PMR)

Polymyalgia rheumatica (PMR): Ursachen, Symptome & Behandlung – Morgensteifigkeit, Entzündungswerte, Prednison-Therapie und langfristige Betreuung speziell für über 50-Jährige.

Autor: Leandro Alegsa

Polymyalgia rheumatica ("PMR", manchmal auch nur Polymyalgie genannt) ist ein entzündliches Syndrom, das vor allem Schmerzen und Steifigkeit im Bereich des Schulter- und Beckengürtels verursacht. Typisch sind ausgeprägte Beschwerden am Morgen, die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Etwa 15% der Menschen mit PMR entwickeln zusätzlich eine temporale Arteriitis (Riesenzellarteriitis, GCA), die dringend behandelt werden muss, weil sie das Risiko für Sehverluste erhöht.

Wer ist betroffen?

PMR tritt überwiegend bei älteren Menschen auf, meist bei Personen ab 50 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Jüngere Patienten sind selten betroffen. Die genaue Ursache ist unbekannt; man geht von einer entzündlich-immunologischen Reaktion aus, möglicherweise mit genetischer und Umweltbeteiligung.

Ursachen und Entstehung

Die genauen Ursachen der PMR sind nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um eine systemische Entzündung, vermutlich mit Fehlregulation des Immunsystems. Bei manchen Patientinnen und Patienten wird ein Zusammenhang mit Infektionen oder bestimmten genetischen Faktoren diskutiert. Wichtig ist die enge Beziehung zur Riesenzellarteriitis (temporale Arteriitis), die dieselben Entzündungswege betreffen kann.

Typische Symptome

  • starke, symmetrische Schmerzen und Steifigkeit in Schultern, Nacken, Oberarmen und Hüftgürtel
  • besonders ausgeprägte Morgensteifigkeit (oft >45 Minuten)
  • müdigkeit, leichtes Fieber, Gewichtsverlust und allgemeines Krankheitsgefühl
  • bei Beteiligung der Temporalarterien: starke Kopfschmerzen, schmerzender/empfindlicher Kopf, Kieferklaudikation (Schmerzen beim Kauen) und Sehstörungen – diese Zeichen sind Notfälle

Diagnose

Die Diagnose stützt sich auf das klinische Bild, Laborbefunde und gegebenenfalls bildgebende Verfahren:

  • Bluttests: Erhöhte Entzündungswerte, vor allem die Erythrozytensedimentationsrate (ESR) und das C-reaktive Protein (CRP). Je schneller sich die roten Blutkörperchen in einem Reagenzglas absetzen, desto höher ist der ESR-Wert, was auf Entzündung hinweist.
  • Die Kreatinkinase (CK) ist meist normal – das hilft, PMR von Muskelerkrankungen wie Polymyositis zu unterscheiden.
  • Bildgebung: Ultraschall der Schulter- und Hüftregion, MRT oder PET-CT können entzündliche Veränderungen zeigen. Bei Verdacht auf Riesenzellarteriitis sind eine Duplex-/Ultraschalluntersuchung der Schläfenarterien und ggf. eine Biopsie der Arteria temporalis relevant.
  • Ein sehr gutes Anzeichen für PMR ist die rasche Besserung nach Beginn einer niedrig dosierten Glukokortikoid-Therapie.

Behandlung

Die Basistherapie ist eine Behandlung mit Glukokortikoiden. Prednison (Prednisolon) ist das am häufigsten eingesetzte Medikament:

  • typische Anfangsdosis: häufig zwischen etwa 10–20 mg/Tag orales Prednison (je nach Leitlinie werden auch 12,5–25 mg/Tag genannt). Viele Patientinnen und Patienten spüren innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen eine deutliche Besserung.
  • Wenn nach drei Tagen mit 10–20 mg/Tag keine deutliche Besserung auftritt, sollte die Diagnose nochmals überprüft werden.
  • Die Erhaltungs- und Ausschleichphase kann Monate bis Jahre dauern; oft ist eine Behandlungsdauer von mehr als einem Jahr nötig. Rückfälle sind möglich.
  • Bei gleichzeitigem oder vordringlichem Verdacht auf Riesenzellarteriitis werden deutlich höhere Steroiddosen und häufig eine engere fachärztliche Betreuung notwendig.
  • Bei häufigen Rückfällen oder Nebenwirkungen werden steroid-sparende Medikamente erwogen, z. B. Methotrexat. In ausgewählten Fällen kommen auch Biologika (z. B. Tocilizumab, ein IL‑6‑Blocker) zum Einsatz, insbesondere wenn Riesenzellarteriitis vorliegt oder die Steroiddosis nicht reduziert werden kann.

Nebenwirkungen und Schutzmaßnahmen

Langfristige Glukokortikoidtherapie kann Nebenwirkungen verursachen: Osteoporose, Blutzuckeranstieg/Diabetes, Bluthochdruck, Gewichtszunahme, Infektionsanfälligkeit und psychische Veränderungen. Wichtige Maßnahmen:

  • knochenprotektive Maßnahmen (Calcium, Vitamin D), und bei hohem Risiko bisweilen Bisphosphonate
  • regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Körpergewicht
  • Impfstatus überprüfen (z. B. Grippe, Pneumokokken) vor oder während der Therapie nach ärztlicher Empfehlung

Verlauf und Prognose

Viele Betroffene sprechen gut auf die Behandlung an und können ihre Lebensqualität wiedererlangen. Die Erkrankung kann jedoch Monate bis Jahre andauern, und Rückfälle sind möglich. Etwa 15% der Patientinnen und Patienten entwickeln eine temporale Arteriitis, die dringend behandelt werden muss, um dauerhafte Sehstörungen zu verhindern.

Selbsthilfe und Alltag

  • sanfte Bewegung und Physiotherapie fördern die Mobilität und beugen steifen Gelenken vor
  • ausgewogene Ernährung und regelmäßige Knochenchecks (bei längerfristiger Steroidtherapie)
  • bei Nebenwirkungen der Medikamente das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen

Wann zum Arzt?

  • bei plötzlich auftretenden oder zunehmenden Schulter-/Hüftschmerzen und morgendlicher Steifigkeit
  • bei neuen Kopfschmerzen, Kieferschmerzen beim Kauen, Empfindlichkeit der Kopfhaut oder Sehstörungen – sofortige ärztliche Abklärung, da Sehverluste drohen können
  • wenn unter Behandlung Nebenwirkungen auftreten oder sich die Symptome trotz Therapie nicht bessern

Zusammenfassend ist PMR eine behandelbare entzündliche Erkrankung älterer Menschen, die aber sorgfältige Diagnostik, regelmäßige Verlaufskontrollen und eine individuell angepasste Therapie erfordert. Bei Verdacht auf PMR oder bei Alarmzeichen (insbesondere Sehstörungen) sollte zeitnah ärztliche Hilfe gesucht werden.

Fragen und Antworten

F: Was ist Polymyalgia rheumatica?



A: Polymyalgia rheumatica ist ein Syndrom oder eine Erkrankung, die Schmerzen in den Gelenken und Muskeln des Oberkörpers verursacht und normale Arm- und Beinbewegungen beeinträchtigen kann.

F: Wann haben die meisten Menschen mit PMR Schmerzen?



A: Die meisten Menschen mit PMR haben morgens Schmerzen, obwohl sie manchmal auch am späten Nachmittag oder am Abend auftreten können.

F: Was ist temporale Arteriitis?



A: Die Arteriitis temporalis ist eine Erkrankung, die bei etwa 15 % der Menschen mit PMR auftreten kann und eine Entzündung der Blutgefäße im Kopf und im Nacken beinhaltet.

F: Wer ist am meisten von der PMR betroffen?



A: Die PMR betrifft mehr Frauen als Männer und tritt in der Regel bei Menschen ab fünfzig Jahren auf. Sie kann auch Menschen unter 50 Jahren betreffen, ist aber selten.

F: Was ist der Bluttest zur Bestimmung der Erythrozytensenkungsgeschwindigkeit (ESR)?



A: Die Erythrozytensenkungsgeschwindigkeit (ESR) ist ein Bluttest, der misst, wie schnell sich die roten Blutkörperchen in einem Reagenzglas absetzen, und wird verwendet, um das Vorhandensein einer Entzündung anzuzeigen.

F: Welches ist das Medikament der Wahl zur Behandlung der PMR?



A: Das Medikament der Wahl zur Behandlung der PMR ist Prednison.

F: Wie lange müssen Patienten zur Behandlung der PMR normalerweise Prednison einnehmen?



A: Die Behandlungsdauer der PMR beträgt oft mehr als ein Jahr, und die Patienten müssen Prednison in der Regel über einen längeren Zeitraum einnehmen. Wenn nach drei Tagen der Prednisoneinnahme keine dramatische Besserung eintritt, sollte die Diagnose überdacht werden. Manchmal tritt eine Linderung der Symptome bereits nach wenigen Stunden ein.


Suche in der Enzyklopädie
AlegsaOnline.com - 2020 / 2025 - License CC3