Angebotsökonomie: Definition, Laffer‑Kurve, Wirkungen & Kritik
Angebotsökonomie erklärt: Definition, Laffer‑Kurve, historische Beispiele, Wirkungen & Kritik — verständlich, neutral und mit Folgen für Steuern, Wachstum und soziale Ungleichheit.
Die angebotsorientierte Wirtschaft (oft auch Trickle‑Down‑Wirtschaft genannt) ist eine volkswirtschaftliche Denkrichtung, die davon ausgeht, dass Maßnahmen zur Stärkung des Angebots – vor allem niedrigere Steuersätze für Unternehmen und hohe Einkommen, weniger Regulierung und stabil niedrige Inflation – langfristig Wachstum, Beschäftigung und Investitionen ankurbeln. Vertreter dieser Sichtweise behaupten, dass niedrigere Steuern die Anreize für Arbeit, Sparen und Investitionen verbessern: Wer weniger vom zusätzlichen Einkommen abgeben muss, wird demnach eher investieren oder unternehmerisch tätig werden. Aus Sicht der Angebotsseite bestrafen hohe Steuersätze produktives Verhalten und verringern so die gesamtwirtschaftliche Leistung.
Laffer‑Kurve: Idee und Aussage
Der Ökonom Arthur Laffer popularisierte die Idee der sogenannten Laffer‑Kurve. Diese veranschaulicht die Beziehung zwischen dem Steuersatz und den Staatseinnahmen: Bei einem Steuersatz von 0 % würden die Einnahmen natürlich bei null liegen; bei einem Steuersatz von 100 % bliebe ebenfalls kaum etwas übrig, weil dann keiner mehr arbeiten bzw. investieren würde. Dazwischen existiert theoretisch ein Punkt, an dem die Staatseinnahmen maximal sind. Das genaue Niveau dieses Einnahmenmaximums ist jedoch nicht universell festgelegt und hängt von vielen Faktoren wie der Struktur der Wirtschaft, Steuerumgehungsmöglichkeiten und der Mobilität von Kapital und Arbeit ab.
Wichtig ist: Die Laffer‑Kurve sagt nicht automatisch, dass Steuersenkungen immer die Einnahmen erhöhen. Sie besagt nur, dass es bei sehr hohen Steuersätzen einen Bereich geben kann, in dem eine Senkung die Einnahmen steigert. Ob und wie stark dies in der Praxis zutrifft, ist empirisch zu prüfen.
Politische Umsetzung und Beispiele
In der Praxis wurden angebotsorientierte Maßnahmen besonders prominent in den USA unter Ronald Reagan in den 1980er Jahren umgesetzt. Die Spitzensteuersätze auf Einkommen und Kapitalerträge wurden deutlich gesenkt (zum Teil von rund 70 % in den 1970er Jahren auf deutlich niedrigere Sätze in den 1980er Jahren). Befürworter führen diese Reformen als Teilursache für die konjunkturelle Erholung in den 1980er Jahren und das anschließende Wachstum in den 1990er und 2000er Jahren an. Ähnliche Politiken verfolgten konservative Regierungen etwa unter Margaret Thatcher im Vereinigten Königreich.
Angebotsorientierte Politik umfasst jedoch mehr als nur Steuersenkungen: Typische Maßnahmen sind auch Deregulierung, Privatisierungen, Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, Haushaltsdisziplin (begrenzte Staatsausgaben) und eine geldpolitische Ausrichtung auf niedrige Inflation.
Wirkungen, ökonomische Argumente und empirische Befunde
- Incentive‑Effekte: Niedrigere Grenzsteuersätze können die Arbeitsbereitschaft, das unternehmerische Risiko und die Sparneigung erhöhen, was langfristig potenziell Wachstum schafft.
- Investitionen und Kapitalmobilität: Steuersenkungen können die Rendite von Investitionen erhöhen und damit Kapital anziehen. In einer globalisierten Welt kann hohe Besteuerung jedoch auch Kapitalabfluss und Steuervermeidung begünstigen.
- Revenue‑Effekte: Ob Steuersenkungen die Staatseinnahmen insgesamt erhöhen, hängt von der Stärke der Wachstums- und Verhaltensreaktionen ab. Die Mehrheit der empirischen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass Steuersenkungen zwar Wachstumseffekte haben können, diese Effekte jedoch meist nicht so groß sind, dass sie die kurzfristigen Einnahmeverluste vollständig kompensieren. Ergebnisse variieren je nach Land, Zeitpunkt und Art der Steueränderung.
- Dynamische Bewertung: In der Debatte spielt die sogenannte „dynamische“ Gegenüberstellung von Einnahmen (unter Berücksichtigung von Wachstumseffekten) versus „statischer“ Rechnungslegung eine große Rolle. Prognosen sind unsicher und stark modellabhängig.
Kritik und Risiken
Kritiker bemängeln mehrere Punkte an der angebotsorientierten Politik:
- Verteilungswirkungen: Steuersenkungen für Wohlhabende und Unternehmen begünstigen oft vorrangig hohe Einkommen und Vermögen. Kritiker bezeichnen das Konzept deshalb häufig als Voodoo‑Ökonomie und argumentieren, dass der erhoffte „Trickle‑down“ auf breite Bevölkerungsschichten in der Regel nur begrenzt stattfindet.
- Haushaltsdefizite: Werden Steuersenkungen nicht durch Ausgabenkürzungen kompensiert, führen sie zu höheren Defiziten und Schulden. In den 1980er Jahren trug in den USA neben Steuersenkungen auch eine starke Erhöhung der Militärausgaben zur Verschuldung bei.
- Öffentliche Leistungen: Einsparungen im Sozial‑ und Bildungsbereich, die als Ausgleich für geringere Einnahmen vorgenommen werden, können das langfristige Wachstumspotenzial und die Chancengleichheit beeinträchtigen.
- Unsichere Größenordnung: Selbst wenn angebotsseitige Maßnahmen Wachstum fördern, bleibt umstritten, wie groß dieser Effekt ist und ob er die kurzfristigen Einnahmeverluste deckt.
Fazit
Angebotsökonomie ist eine einflussreiche wirtschaftspolitische Richtung, die mit Instrumenten wie Steuersenkungen, Deregulierung und Ausgabendisziplin wirtschaftliche Anreize setzen will. Die Grundüberlegung – dass Anreize die Produktion und Investitionen beeinflussen – ist ökonomisch plausibel. Allerdings sind die praktischen Wirkungen, die Verteilungseffekte und die fiskalischen Konsequenzen stark umstritten und hängen von konkreten Ausgestaltungen, dem wirtschaftlichen Kontext und ergänzenden Politiken ab. Ob und in welchem Umfang angebotsorientierte Reformen erfolgreich sind, muss daher empirisch für den jeweiligen Fall geprüft werden; pauschale Aussagen, dass Steuersenkungen stets zu höheren Einnahmen und gerechteren Ergebnissen führen, sind nicht haltbar.
Fragen und Antworten
F: Was ist die angebotsorientierte Wirtschaft?
A: Die angebotsseitige Ökonomie, auch bekannt als Trickle-Down-Ökonomie, ist eine Theorie, die besagt, dass, wenn die Steuern für die reichsten Menschen der Gesellschaft gesenkt werden, diese ihr zusätzliches Geld für Investitionen in die Wirtschaft verwenden werden.
F: Was glauben die Befürworter der angebotsorientierten Wirtschaft?
A: Die Befürworter der Angebotsökonomie glauben, dass Steuern die Produktivität beeinträchtigen und dass die Menschen mehr Waren und Dienstleistungen produzieren würden, wenn sie gesenkt würden. Sie befürworten auch begrenzte Staatsausgaben, eine niedrige Inflation und eine geringere Regulierung der Wirtschaft.
F: Wer hat die angebotsseitige Wirtschaft mit einer Theorie namens Laffer-Kurve unterstützt?
A: Der Wirtschaftswissenschaftler Arthur Laffer unterstützte die angebotsorientierte Ökonomie mit einer Theorie namens Laffer-Kurve.
F: Wie wurde die angebotsorientierte Wirtschaft während der Präsidentschaft von Ronald Reagan eingesetzt?
A: Während der Präsidentschaft von Ronald Reagan in den 1980er Jahren wurden die Einkommenssteuern für die wohlhabendsten Amerikaner von 70 % bis 50 % auf 28 % gesenkt und die Steuern auf Kapitalerträge wurden reduziert.
F: Was sagen die Befürworter einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik dazu?
A: Die Befürworter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik erwähnen, dass diese Steuersenkungen zur wirtschaftlichen Erholung in den 1980er Jahren und zum starken Wirtschaftsboom in den 1990er Jahren und im ersten Jahrzehnt des 21.
F: Welche Kritikpunkte gibt es an dieser Politik?
A: Kritiker der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik sagen, dass sie zu einer größeren Kluft zwischen Arm und Reich führt, da die Reichen mehr Geld bekommen, ohne dass viel an die ärmeren Einzelpersonen oder Familien weitergegeben wird. Sie kritisieren auch, dass Steuersenkungen dazu führen, dass Programme für diejenigen gekürzt werden, die sie am dringendsten benötigen. Außerdem weisen die Kritiker darauf hin, dass große Steuersenkungen in Verbindung mit höheren Militärausgaben zu einer Verschuldung der Regierung geführt haben.
F: Was ist Voodoo-Ökonomie?
A: Voodoo-Ökonomie ist ein anderer Begriff für die Angebotsökonomie, die suggeriert, dass Steuersenkungen für reiche Einzelpersonen oder Unternehmen dazu führen, dass Geld an ärmere Einzelpersonen oder Familien fließt, obwohl dies selten geschieht.
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