Granulozyten: Funktionen, Typen (Neutrophile, Eosinophile, Basophile)

Granulozyten: Aufbau, Funktionen und Abwehrmechanismen erklärt — inklusive Neutrophile, Eosinophile & Basophile. Verständlich, präzise & medizinisch fundiert.

Autor: Leandro Alegsa

Granulozyten sind eine Kategorie von weißen Blutkörperchen, die in ihrem Zytoplasma Granula haben. Wegen der Form des Zellkerns, der aus drei Segmenten besteht, werden sie auch polymorphkernige Leukozyten genannt. Der Begriff polymorphnukleare Leukozyten bezieht sich oft nur auf die Neutrophilen, die am häufigsten vorkommenden Granulozyten.

Granulozyten werden aus dem Knochenmark freigesetzt. Sie operieren durch Phagozytose und andere Methoden.

Allgemeine Funktionen

  • Erste Abwehrlinie: Granulozyten gehören zur angeborenen Immunabwehr und reagieren schnell auf Infektionen und Gewebeschäden.
  • Phagozytose und Abtötung: Vor allem Neutrophile phagozytieren Bakterien und Pilze und zerstören sie durch lysosomale Enzyme und reaktive Sauerstoffspezies (respiratory burst).
  • Freisetzung von Mediatoren: Granula enthalten antimikrobielle Proteine (z. B. Myeloperoxidase, Defensine, Major Basic Protein), Histamin oder Heparin, die Entzündungsreaktionen modulieren.
  • Chemotaxis: Granulozyten werden durch Chemokine, Komplementfragmente und bakterielle Produkte an Entzündungsherde gelenkt.
  • NETosis: Neutrophile können neutrophile extrazelluläre Netze (NETs) bilden — Netze aus DNA und antimikrobiellen Proteinen, die Pathogene immobilisieren.

Typen von Granulozyten

  • Neutrophile (50–70 % der Leukozyten): Hauptakteure bei bakteriellen und Pilzinfektionen. Sie besitzen primäre (azurophile) und sekundäre Granula mit Enzymen wie Myeloperoxidase sowie antimikrobiellen Peptiden. Neutrophile leben nur kurz im Blut (Stunden bis wenige Tage) und wandern rasch in das Gewebe ein. Klinisch wichtig sind Neutrophilie (z. B. bei bakteriellen Infektionen, Stress, Kortikoiden) und Neutropenie (erhöhtes Infektionsrisiko; Ursachen: Medikamentenreaktionen, Knochenmarksschädigung, schwere Infektionen).
  • Eosinophile (ca. 1–4 %): Beteiligt an der Abwehr von Parasiten (insbesondere Helminthen) und an allergischen Reaktionen sowie Asthma. Sie enthalten eosinophile Granula mit Major Basic Protein, Eosinophilen Peroxidase und Eosinophilen Kationprotein, die parasitäre Larven schädigen, aber auch Gewebe schädigen können (z. B. bei allergischer Entzündung). Eosinophilie tritt auf bei Parasitosen, allergischen Erkrankungen und bestimmten hämatologischen Erkrankungen.
  • Basophile (<1 %): Sehr seltene Zellen, die Histamin, Heparin und Leukotriene freisetzen und eine Rolle bei Soforttyp-Allergien und Entzündungen spielen. Basophile tragen FcεRI-Rezeptoren (hochaffin für IgE) und können bei allergischen Reaktionen aktiviert werden. Basophilie findet sich z. B. bei myeloproliferativen Erkrankungen (z. B. chronischer myeloischer Leukämie) oder einigen allergischen Zuständen.

Bildung und Reifung

  • Granulozyten entstehen im Knochenmark aus hämatopoetischen Stammzellen. Reifungsstadien: Myeloblast → Promyelozyt → Myelozyt → Metamyelozyt → Stabform (Band) → segmentierter Granulozyt.
  • Die Freisetzung und Proliferation von Granulozyten wird durch Wachstumsfaktoren gesteuert, z. B. G-CSF (granulozytenstimulierender Faktor) für Neutrophile.
  • Im peripheren Blut zirkulieren Neutrophile nur kurz; viele wandern rasch in das Gewebe ein, wo ihre Lebensdauer verlängert sein kann.

Labor und klinische Bedeutung

  • Blutbild mit Differential: Bestimmt die Anzahl der Granulozyten und ihrer Untergruppen (Neutrophile, Eosinophile, Basophile). Veränderungen geben Hinweise auf Infektionen, Allergien, Parasitosen und hämatologische Erkrankungen.
  • Leitsymptome bei Veränderungen: Neutropenie → erhöhtes Risiko für bakterielle und fungale Infektionen; ausgeprägte Neutrophilie → oft bakteriell oder entzündlich; Eosinophilie → Parasiten, Allergien, bestimmte Tumoren; Basophilie → selten, oft myeloproliferative Ursachen.
  • Weitere Befunde: Linksverschiebung (erhöhter Anteil unreifer neutrophiler Formen) bei akuten Infektionen; Döhlesche Körperchen, Pelger-Huët-Phänomen u. a. können auf Infekte oder genetische/medikamentöse Ursachen hinweisen.

Therapeutische und diagnostische Hinweise

  • Bei schwerer Neutropenie können G-CSF-Präparate die Granulozytenproduktion stimulieren und das Infektionsrisiko senken.
  • Bei anhaltender Eosinophilie oder Basophilie sollten Ursachen wie Parasitosen, allergische Erkrankungen oder hämatologische Störungen abgeklärt werden (z. B. Serologie, Knochenmarkuntersuchung).
  • Bei Verdacht auf schwerwiegende Infektionen oder hämatologische Erkrankungen ist eine rasche Differentialdiagnostik erforderlich.

Zusammenfassend sind Granulozyten unverzichtbare Effektorzellen der angeborenen Immunabwehr. Ihre verschiedenen Typen — Neutrophile, Eosinophile und Basophile — haben spezialisierte Aufgaben, die von der Abwehr bakterieller Erreger bis zur Modulation allergischer Reaktionen reichen. Veränderungen in Anzahl oder Funktion dieser Zellen liefern wichtige diagnostische Hinweise und beeinflussen die klinische Versorgung.

Ein Neutrophiler mit einem segmentierten Kern (in der Mitte und umgeben von Erythrozyten), die intrazellulären Granula sind im Zytoplasma sichtbar (Giemsa-gefärbte hohe Vergrößerung)Zoom
Ein Neutrophiler mit einem segmentierten Kern (in der Mitte und umgeben von Erythrozyten), die intrazellulären Granula sind im Zytoplasma sichtbar (Giemsa-gefärbte hohe Vergrößerung)

Eosinophile GranulozytenZoom
Eosinophile Granulozyten

Ein Basophiler mit gelappten Kernen, die von Erythrozyten umgeben sindZoom
Ein Basophiler mit gelappten Kernen, die von Erythrozyten umgeben sind

Arten von Granulozyten

Es gibt drei Arten von Granulozyten, die sich durch ihr Aussehen unter der Wright-Färbung unterscheiden:

  • Neutrophile Granulozyten
  • Eosinophile Granulozyten
  • Basophile Granulozyten

Ihre Namen leiten sich von ihren Färbemerkmalen ab; so ist zum Beispiel die am häufigsten vorkommende Granulozyte die neutrophile Granulozyte, die neutral-färbende zytoplasmatische Granula aufweist.

Andere weiße Blutkörperchen, die keine Granulozyten sind, sind hauptsächlich Lymphozyten und Monozyten.

Verwandte Seiten

  • Agranulozytose (nicht genügend weisse Blutkörperchen im Blut)

Fragen und Antworten

F: Was sind Granulozyten?


A: Granulozyten sind eine Art von weißen Blutkörperchen, die Granula in ihrem Zytoplasma haben.

F: Warum werden Granulozyten manchmal als polymorphnukleare Leukozyten bezeichnet?


A: Granulozyten werden manchmal als polymorphonukleare Leukozyten bezeichnet, weil ihr Zellkern aus drei Segmenten besteht.

F: Welche Art von Granulozyten kommt am häufigsten vor?


A: Neutrophile Granulozyten sind die am häufigsten vorkommende Art von Granulozyten.

F: Woher kommen die Granulozyten?


A: Granulozyten werden aus dem Knochenmark freigesetzt.

F: Wie arbeiten die Granulozyten?


A: Granulozyten funktionieren durch Phagozytose und verschiedene andere Methoden.

F: Was ist die Funktion der Granulozyten?


A: Die Funktion der Granulozyten ist die Bekämpfung von Infektionen und Immunreaktionen.

F: Was sind die Merkmale von Granulozyten?


A: Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen, haben Granula in ihrem Zytoplasma und einen mehrteiligen Zellkern.


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