Interferenz (Physik): Wellen, konstruktive und destruktive Interferenz

Interferenz (Physik): Verständliche Erklärung von Wellenphänomenen – konstruktive & destruktive Interferenz, Youngsches Doppelspalt-Experiment und Anwendungen.

Autor: Leandro Alegsa

In der Physik bezeichnet Interferenz den Effekt, der entsteht, wenn sich zwei oder mehr Wellenfunktionen (oder allgemein Wellen) im gleichen Raum überlagern. Nach dem Superpositionsprinzip addieren sich die einzelnen Wellenamplituden punktweise. Auch eine einzelne Welle kann formal so betrachtet werden, als würde sie mit einer gleichartigen Kopie von sich selbst interferieren (zum Beispiel bei Reflexionen); im Kern handelt es sich bei jeder Interferenz um die Addition von Wellen (siehe auch das Experiment Young'sche Schlitze).

Grundprinzip: Überlagerung

Wenn zwei Wellen zur selben Zeit am selben Ort vorhanden sind, ergibt sich in jedem Punkt die Summe ihrer Feldstärken. Anschaulich heißt das: treffen zwei Wellenberge aufeinander, erhöht sich die Amplitude (Verstärkung); trifft ein Wellenberg auf einen Wellental, können sie sich teilweise oder völlig auslöschen. Die Addition kann sowohl für mechanische Wellen (z. B. Wasserwellen, Schall) als auch für elektromagnetische Wellen (z. B. Licht) oder für quantentheoretische Wellenfunktionen gelten.

Konstruktive und destruktive Interferenz

Man unterscheidet zwei einfache Fälle:

  • Konstruktive Interferenz: Die Wellen sind in Phase (Phasendifferenz Δφ = 2π·m, wobei m eine ganze Zahl ist). Die Amplituden addieren sich, die resultierende Amplitude ist größer. Für Licht führt das zu hellerem Licht an diesen Orten.
  • Destruktive Interferenz: Die Wellen sind gegenphasig (Δφ = (2m+1)π). Die Amplituden subtrahieren sich, im idealen Fall löschen sie sich vollständig aus. Für Licht führt das zu dunklen Bereichen.

Für die räumliche Bedingung lässt sich die Phasendifferenz oft über die Gangunterschiede ausdrücken: konstruktiv, wenn der Gangunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge (Δx = m·λ) ist; destruktiv, wenn Δx = (m+1/2)·λ ist.

Mathematische Kurzformel

Bei zwei ebenen Wellen mit Amplituden E1 und E2 ergibt sich die Intensität (bei elektromagnetischen Wellen proportional zum Quadrat der Amplitude) näherungsweise als:

I ∝ E1² + E2² + 2·E1·E2·cos(Δφ).

Der Term 2·E1·E2·cos(Δφ) ist das Interferenzglied; er kann positiv (Verstärkung) oder negativ (Abschwächung) sein.

Voraussetzungen: Kohärenz und Phasenkonstanz

Damit ein dauerhaft sichtbares Interferenzmuster entsteht, müssen die Quellen kohärent sein: das heißt, sie müssen eine feste Phasenbeziehung zueinander haben oder eine ausreichende Kohärenzzeit besitzen. Bei nicht kohärenten Quellen (z. B. gewöhnliche Glühlampe ohne weitere Maßnahmen) verwischen die Interferenzerscheinungen schnell und sind kaum beobachtbar. Bei teilweiser Kohärenz nimmt die Sichtbarkeit der Interferenz ab; ein gebräuchlicher Maßstab hierfür ist die Kontrast- oder Sichtbarkeitsgröße V = (Imax − Imin)/(Imax + Imin).

Beispiele und Anwendungen

  • Experiment Young'sche Schlitze: Demonstriert Interferenz von Licht und zeigt die wellenartige Natur von Licht.
  • Dünne Schichten (z. B. Seifenblasen, Ölfilm): Interferenz an dünnen Schichten erklärt bunte Reflexionsmuster durch Phasenänderungen an den Grenzflächen.
  • Stehende Wellen: In Resonatoren entstehen Knoten (Nullpunkte) und Bauch (Maxima) durch Überlagerung gegenläufiger Wellen.
  • Schallinterferenz und Beats: Leicht unterschiedliche Frequenzen erzeugen Schwebungen (Amplitude moduliert mit der Differenzfrequenz).
  • Interferometer (z. B. Michelson, Fabry–Pérot): Präzise Messungen von Längen, Brechungsindex und Wellenlängen beruhen auf Interferenzeffekten.

Anschauliche Analogie

Eine einfache mechanische Analogie: Wenn zwei Personen zusammen in die gleiche Richtung an einem Auto schieben, bewegen sie das Auto leichter als einer allein — das entspricht positiver (konstruktiver) Interferenz. Schieben sie gleichermaßen aber in entgegengesetzte Richtungen, bleibt das Auto stehen — das entspricht negativer (destruktiver) Interferenz. Wichtig ist jedoch: bei Wellen wird Energie nicht einfach „vernichtet“ — sie wird umverteilt, reflektiert oder in andere Formen (z. B. Wärme bei Absorption) überführt.

Quantenmechanische Sicht

In der Quantenmechanik entstehen Interferenzmuster durch Überlagerung von Wahrscheinlichkeitsamplituden. Selbst einzelne Teilchen wie Elektronen zeigen im Young'schen Doppelspalt-Experiment ein Interferenzmuster, wenn viele Einzelereignisse gesammelt werden — ein Hinweis darauf, dass die Quantenobjekte wellenartige Eigenschaften besitzen und ihre Amplituden (nicht direkt die Wahrscheinlichkeiten) sich überlagern.

Zusammenfassend: Interferenz ist ein grundlegendes Wellenphänomen, das auf der Überlagerung von Amplituden beruht und zu charakteristischen Verstärkungen und Auslöschungen führt. Die genaue Erscheinungsform hängt von Phasenbeziehungen, Kohärenz und geometrischen Bedingungen ab und findet breite Anwendung in Physik, Technik und Messtechnik.

Wenn zwei Felsen gleichzeitig auf einen Teich treffen, stören sich ihre Wellen gegenseitigZoom
Wenn zwei Felsen gleichzeitig auf einen Teich treffen, stören sich ihre Wellen gegenseitig

Konstruktive Einmischung

Konstruktive Interferenz tritt auf, wenn zwei oder mehr Wellen im gleichen Raum und in Phase sind. Wenn dies geschieht, addieren sich die Amplituden der Wellen, und die Summe ist größer als die Amplitude jeder der Wellen für sich genommen. Dies führt dazu, dass die Wellen intensiver erscheinen.

Zur Zeit = 0 bewegt sich eine Wellenspitze von links und eine andere Welle von rechts.
Zum Zeitpunkt = 1 treffen sich die beiden Wellenberge in der Mitte. Zum Zeitpunkt
= 2 haben sich die beiden Wellen jeweils weiter vorwärts
 bewegt und erscheinen wieder auf ihren ursprünglichen Höhen.

Zerstörende Interferenz : Wenn die Spitze einer Welle auf den Trog (unten) einer anderen Welle in der Mitte trifft, bleibt das Wasser flach.Zoom
Zerstörende Interferenz : Wenn die Spitze einer Welle auf den Trog (unten) einer anderen Welle in der Mitte trifft, bleibt das Wasser flach.

Konstruktive Einmischung : Wenn sich die Spitzen zweier Wellen in der Mitte treffen, sieht man eine größere Welle.Zoom
Konstruktive Einmischung : Wenn sich die Spitzen zweier Wellen in der Mitte treffen, sieht man eine größere Welle.

Zerstörende Interferenz

Destruktive Interferenz tritt auf, wenn zwei oder mehr Wellen am gleichen Ort und phasenverschoben sind. Wenn dies geschieht, addieren sich die Amplituden der Wellen, und die Summe ist kleiner als die Amplitude jeder der Wellen für sich genommen. Dies führt dazu, dass die Wellen weniger intensiv erscheinen.

Zur Zeit = 0 bewegt sich ein Wellenberg von links und ein Wellental von rechts ein.
Zum Zeitpunkt = 1 haben sich die beiden Wellen in der Mitte getroffen. Der Wellenberg (oben) füllt das Wellental aus.
Zum Zeitpunkt = 2 haben sich die beiden Wellen in ihrer ursprünglichen Richtung weiterbewegt und treten jeweils wieder auf.

Beispiele für Einmischung

Nach einem Regen kann man oft Muster erkennen, wenn ein wenig Öl auf Pfützen schwimmt. Die Farben sind in der Reihenfolge: rot, orange, gelb, grün, blau und violett. Jede dieser Lichtfarben hat ihre eigene Wellenlänge, und verschiedene Teile des Öls haben unterschiedliche Dicken. Ein Teil des Sonnenlichts prallt von der oberen Oberfläche ab, mit anderen Worten, es prallt vom Öl ab. Ein Teil des Sonnenlichts prallt von der Oberseite des Wassers ab. Die Lichtwellen von der Öloberfläche und das Licht von der Wasseroberfläche treffen sich in der Luft wieder, und sie interferieren. Bei jeder Dicke der Ölschicht wird ein Teil der Lichtwellen addiert und ein anderer Teil subtrahiert, so dass das Ergebnis ist, dass eine Lichtfarbe dort am stärksten ist.

Wenn zwei hochglanzpolierte Glasscheiben zusammengedrückt werden, ändert sich manchmal der Abstand zwischen den beiden Teilen von Ort zu Ort. Wenn dies geschieht, wird das Muster, das sich zeigt, "Newtonsche Ringe" genannt. Wenn Diafotografien zwischen zwei dünne Glasplatten gelegt werden, um sie in einem Diaprojektor zu zeigen, stellt diese Art von Muster ein großes Problem dar. Das gleiche Problem kann auftreten, wenn zwei Mikroskopdias zusammengesetzt werden.

Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung verwenden destruktive Interferenz, um Geräusche von außen auszuschalten.

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Öl auf Wasser erzeugt ein Interferenzmuster in den Farben des Spektrums

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Newtonsche Ringe

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Interferenz erzeugt ein Lichtspiel auf einer Seifenblase.

Fragen zur Physik

Hier ist ein Diagramm der Art von Dingen, die einige Arten von Lichtinterferenzen erzeugen. Der Abstand zwischen dem oberen Glasstück und dem unteren Stück wird in der Nähe der Außenkanten größer.

Ein einfacherer Aufbau wäre es, zwei flache Glasstücke entlang einer Kante in Kontakt zu haben und einen engen Winkel zwischen ihren beiden Flächen. Wenn der Abstand zwischen der Oberseite des ersten Glasstücks und der Oberseite des zweiten Glasstücks irgendwann so groß ist, dass die von beiden reflektierten Lichtstrahlen synchronisiert oder phasengleich sind, dann wird das reflektierte Licht hell sein, aber wenn die beiden Strahlen um einen halben Zyklus phasenverschoben sind, dann heben sich die beiden Strahlen an diesem Punkt gegenseitig auf, und das reflektierte Licht wird nicht hell sein.

Ein gebogenes Glasstück über einem flachen GlasstückZoom
Ein gebogenes Glasstück über einem flachen Glasstück

Zwei flache Glasstücke, die einen engen Winkel miteinander bildenZoom
Zwei flache Glasstücke, die einen engen Winkel miteinander bilden

Fragen und Antworten

F: Was ist Interferenz in der Physik?



A: Interferenz ist in der Physik der Effekt von Wellenfunktionen.

F: Kann eine einzelne Welle mit sich selbst interferieren?



A: Ja, eine einzelne Welle kann mit sich selbst interferieren.

F: Wenn sich zwei Wellen im selben Raum befinden, interferieren sie dann immer?



A: Ja, zwei Wellen überlagern sich immer, wenn sie sich im selben Raum befinden.

F: Was ist positive Interferenz?



A: Positive Interferenz, auch konstruktive Interferenz genannt, tritt auf, wenn Wellen ihre Effekte addieren.

F: Wie ist negative Interferenz definiert?



A: Negative Interferenz, auch destruktive Interferenz genannt, tritt auf, wenn eine Welle von der Wirkung der anderen subtrahiert wird.

F: Können Sie ein Beispiel für positive Interferenz nennen?



A: Ja, wenn zwei Personen ein Auto in die gleiche Richtung schieben, würden sie das Auto besser bewegen als eine von ihnen allein. Das wäre eine positive Interferenz.

F: Was ist ein Beispiel für negative Interferenz?



A: Wenn zwei gleich starke Personen das Auto aus entgegengesetzten Richtungen anschieben, wird es von keinem von ihnen bewegt. Das wäre eine negative Interferenz.


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