Raymond VII. von Saint-Gilles – Graf von Toulouse (1197–1249)
Raymond VII. von Saint-Gilles (1197–1249) – kämpferischer Graf von Toulouse, Herzog von Narbonne und Marquis der Provence, zentrale Figur im Albigenserkreuzzug und dynastischen Konflikten.
Raymond VII. von Saint-Gilles (Juli 1197 - 27. September 1249) war von 1222 bis zu seinem Tod Graf von Toulouse, Herzog von Narbonne und Marquis der Provence. Er stammte aus dem Hause Saint-Gilles als Sohn von Raymond VI. von Toulouse und Johanna von England (Tochter Heinrichs II.). Seine Herrschaft fiel in die Zeit des Albigenser-Kreuzzugs und markierte den endgültigen Machtverlust der okzitanischen Grafen gegenüber der aufstrebenden französischen Krone.
Leben und Herkunft
Raymond wurde im Juli 1197 geboren und wuchs in einer Familie auf, die seit Jahrzehnten in den Konflikt zwischen weltlicher Herrschaft und der von Rom unterstützten Kreuzzugsbewegung gegen die Katharer hineingezogen war. Als Enkel von Johanna von England waren seine familiären Verbindungen sowohl zu den Plantagenets als auch zu den großen Adelsfamilien Südfrankreichs eng geknüpft. Nach dem Tod seines Vaters Raymond VI. trat er 1222 die Nachfolge als Graf von Toulouse an.
Albigenserkreuzzug und militärische Auseinandersetzungen
Während des Albigenser-Kreuzzugs spielte Raymond eine aktive Rolle im Versuch, die Grafschaft Toulouse zurückzugewinnen und die Vormachtstellung der Kreuzfahrerfamilie Montfort zu brechen. Im Mai 1216 brach er von Marseille auf und belagerte die Festung Beaucaire, die er am 24. August desselben Jahres erfolgreich einnahm. Diese und weitere Aktionen waren Teil jahrelanger Kämpfe gegen Simon de Montfort und später gegen dessen Erben Amaury VI. von Montfort.
Der Tod Simons de Montforts (1218) schwächte vorübergehend die Kreuzfahrerpartei, doch die Kriegsführung und politische Interventionen aus dem Norden Frankreichs sowie die Unterstützung der französischen Krone führten dazu, dass Raymonds Herrschaftsbereich immer stärker unter Druck geriet. Raymond versuchte durch Bündnisse, Belagerungen und diplomatisches Vorgehen, seine Ländereien zu behaupten, konnte jedoch die wachsende Einflussnahme des französischen Königs nicht dauerhaft aufhalten.
Vertrag von Paris (1229) und Folgen
Nach militärischen Rückschlägen und langen Verhandlungen wurde Raymond 1229 durch den so genannten Vertrag von Paris (auch Vertrag von Meaux‑Paris genannt) zu weitreichenden Zugeständnissen gezwungen. Er musste große Teile seines Einflussbereichs an die französische Krone und an die mit ihr verbündeten Adelsfamilien abtreten, zahlreiche Burgen zerstören lassen und der Einführung der Inquisition in seinen Gebieten zustimmen. Ein zentraler Punkt des Vertrags war die Heirat seiner Tochter Jeanne (Joan of Toulouse) mit Alphonse von Poitiers, einem Bruder König Ludwig IX. (St. Ludwig), und die Vereinbarung, dass die Grafschaft Toulouse im Falle des Aussterbens der männlichen Linie an die königliche Familie fallen sollte.
Diese Bedingungen schwächten die Selbstständigkeit der südfranzösischen Grafen nachhaltig: die politische Integration der Gebiete des Languedoc in den Bereich der Capetingischen Krone wurde dadurch erheblich beschleunigt, zugleich gewann die römisch-katholische Kirche durch die Institutionalisierung der Inquisition an Einfluss.
Familie, Tod und Nachwirkung
Raymond hinterließ als Erbin seine Tochter Jeanne, deren Ehe mit Alphonse von Poitiers die Nachfolge regelte. Nach Raymonds Tod am 27. September 1249 übernahm Alphonse formal die Grafschaft Toulouse; nach Alphonses Tod und dem kinderlosen Aussterben dieser Linie fiel die Grafschaft endgültig an die Krone von Frankreich.
Raymond VII. wurde neben seiner Mutter Johanna in der Abtei von Fontevrault bestattet. Seine Herrschaft und vor allem der erzwungene Vertrag von 1229 markieren einen Wendepunkt in der Geschichte Südfrankreichs: das Ende weitgehender lokaler Autonomie und der Beginn einer stärkeren Zentralisierung unter der französischen Krone sowie die konsequente Durchsetzung kirchlicher Maßnahmen gegen die als häretisch verfolgten Bewegungen in der Region.
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