La Fille mal gardée – Komödiantisches Ballett (Dauberval, Hérold, 1789)
La Fille Mal Gardée – zeitloses komödiantisches Ballett von Dauberval/Hérold (1789). Charmant, historisch und bis heute ein Klassiker für Ballettfans.
La Fille Mal Gardée ist ein komödiantisches Ballett in drei Szenen. Der Titel des Balletts bedeutet Die unbeaufsichtigte Tochter. Die heute gebräuchliche Musik stammt von Ferdinand Hérold; die ursprüngliche Choreographie schuf Dauberval. Es wurde 1789 in Bordeaux, Frankreich, uraufgeführt und anschließend am 1. Juli 1789 im Großen Theater in Paris gezeigt. Es ist das älteste Ballett, das noch von großen Ballettkompanien aufgeführt wird.
Entstehung und Musik
Jean Dauberval (oft nur Dauberval genannt) entwickelte das Werk als frühe Form des komischen, bäuerlichen Balletts, das Alltag, Pantomime und Tanz miteinander verbindet. Die heute bekannte Partitur geht auf Bearbeitungen von Ferdinand Hérold zurück; im 19. und 20. Jahrhundert entstanden weitere Orchestrierungen und Zusammenstellungen (unter anderem durch John Lanchbery), die das musikalische Material für neuere Inszenierungen erweiterten und ergänzten.
Handlung (Kurzfassung)
Die Handlung spielt in einem ländlichen Dorf und dreht sich um die junge Lise, ihre gutmütige Mutter Witwe Simone und zwei Freier: den einfältigen, wohlhabenderen Alain und den jungen, liebenden Colas. Lise ist in Colas verliebt, doch ihre Mutter möchte, dass sie Alain heiratet. Durch List, Verstellung und komische Verwicklungen gelingen schließlich die Enthüllung der wahren Gefühle und die Vereinigung von Lise und Colas; das Stück endet mit einer fröhlichen Hochzeitsfeier.
Personen und Tanzstil
Wichtige Rollen sind Lise (die Tochter), Colas (ihr Geliebter), die Witwe Simone (Mutter) und Alain (der unbeholfene Freier). Das Ballett verbindet grazile Tanzpassagen mit volkstümlichen Charaktertänzen, viel Pantomime und komischen Ensemblenummern. Typisch sind pastorale Elemente, Volkstänze und Szenen, in denen mimische Feinheiten die Handlung tragen – Merkmale, die Dauberval besondere Bedeutung gaben.
Rezeption und Bedeutung
La Fille Mal Gardée gilt als Meilenstein des Handlungsballetts: Es zeigt, wie Tanz und Alltagspantomime zu einer komischen, menschlichen Erzählung verbunden werden können. Zahlreiche Choreographen haben das Werk im Laufe der Jahrhunderte neu bearbeitet; dabei haben sich verschiedene musikdramaturgische Fassungen etabliert. Besonders bekannt ist die Neubearbeitung und Inszenierung von Frederick Ashton aus dem Jahr 1960 für The Royal Ballet, für die John Lanchbery eine verbreitete musikalische Einspielung erstellte. Ashtons Version hat stark zur Popularität des Balletts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beigetragen.
Typische Merkmale heutiger Aufführungen
- Betonte Komik und klare Charakterzeichnung durch Tanz und Mimik.
- Ein Mix aus klassischem Tanzvokabular und volkstümlichen Tänzen (z. B. Schleiertänze, Ländlertänze, Clog- oder Charaktertanz-Elemente).
- Kurze, lebendige Szenenfolge mit starkem Fokus auf Ensemble- und Pas-de-deux-Passagen.
- Flexible musikalische Fassung: Aufführungen greifen oft auf Hérolds Partitur zurück, ergänzt durch spätere Bearbeitungen.
Bekannte Neuinszenierungen
Über die Jahrhunderte haben Compagnien immer wieder Neufassungen herausgebracht, die sowohl Choreographie als auch musikalische Gestaltung erneuerten. Frederick Ashtons Version (1960) gilt heute als eine der einflussreichsten und meistgespielten Bearbeitungen; daneben existieren zahlreiche nationale Varianten, die lokale Komik- und Tanztraditionen betonen.
Fazit
La Fille Mal Gardée bleibt aufgrund seiner warmherzigen Handlung, seines Humors und der Verbindung von Tanz und Schauspiel ein Publikumsliebling. Als ältestes noch regelmäßig aufgeführtes Ballett dokumentiert es die Entwicklung des erzählenden Tanzes vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Anna Pawlowa als Lise, 1900
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