Armenische Revolutionäre Föderation (Dashnaktsutyun): Geschichte & Rolle

Armenische Revolutionäre Föderation (Dashnaktsutyun): Geschichte, Gründung 1890, politische Rolle und Einfluss in Armenien, der Diaspora, Libanon und Berg-Karabach.

Autor: Leandro Alegsa

Die Armenische Revolutionäre Föderation (LWV oder ՀՅԴ) (armenisch: Հայ Յեղափոխական Դաշնակցութիւն - Hay Heghapokhakan Dashnaktsutiun, Dashnaktsutiun, Դաշնակ - Dashnak oder Tashnag) ist eine armenische politische Partei, die 1890 in Tiflis (Tiflis im heutigen Georgien) von Christapor Mikaelian, Stepan Zorian und Simon Zavarian gegründet wurde. Die Partei arbeitet in Armenien und in Ländern, in denen die armenische Diaspora aktiv ist, insbesondere im Libanon und in der ethnisch von Armeniern dominierten De-facto-Republik Berg-Karabach.

Geschichte und Entstehung

Die Partei entstand im späten 19. Jahrhundert in einem Kontext nationaler Reform- und Unabhängigkeitsbewegungen des osmanischen und russischen Reiches. Sie vereinigte unterschiedliche Strömungen des armenischen Nationalismus mit sozialreformerischen Ideen. In der Folgezeit organisierten Mitglieder bewaffnete, teils paramilitärische Gruppen (so genannte Fedayi), die sich zum Schutz armenischer Gemeinden vor Angriffen und zu Guerillaaktionen gegen osmanische Behörden formierten. Die Partei spielte eine bedeutende Rolle in den politischen Auseinandersetzungen und sozialen Bewegungen der armenischen Bevölkerung vor und während des Ersten Weltkriegs und des darauffolgenden Völkermords an den Armeniern.

Rolle in der Ersten Republik und im Exil

Mit der Gründung der Demokratischen Republik Armenien (1918–1920) wirkten Angehörige der Partei in Regierung, Verwaltung und Verteidigung mit. Nach der Sowjetisierung Armeniens 1920 kam es zu schweren inneren Konflikten: viele Mitglieder gingen ins Exil, andere passten sich der neuen politischen Ordnung an. Aus dem Exil heraus organisierte die Partei weiterhin politische Strukturen, Sozialeinrichtungen und kulturelle Netzwerke für die Diaspora.

Ideologie und Organisation

Die ideologische Ausrichtung der Partei kombiniert armenischen Nationalismus mit sozialistischen bzw. sozialdemokratischen Elementen. Zentrale Anliegen sind die Bewahrung armenischer Identität, Kultur und Sprache, die Anerkennung und Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern sowie die Unterstützung des Selbstbestimmungsrechts der armenischen Gemeinschaften, insbesondere in Berg-Karabach. Organisatorisch ist die Partei international präsent: sie unterhält lokale Sektionen in vielen Ländern mit armenischer Diaspora, betreibt Bildungseinrichtungen, Kulturvereine und Publikationen und bildet Netzwerke zwischen der Heimat und der Diaspora.

Aktivitäten in der Diaspora und in Staaten mit armenischer Bevölkerung

In Ländern wie dem Libanon, in Syrien, Frankreich, den USA, Kanada, Argentinien und anderen Staaten hat die Partei historisch starken Einfluss auf die armenische Gemeinschaft. Dort beteiligt sie sich an Wahlen auf kommunaler oder nationaler Ebene, betreibt Schulen, Kirchenprojekte, Wohlfahrtsarbeit und kulturelle Zentren. Ihre Präsenz ist besonders ausgeprägt in Gemeinden, die nach dem Völkermord und späteren Konflikten Zuflucht boten.

Rolle in Berg-Karabach (Artsakh)

In der von Armeniern dominierten Region Berg-Karabach (Artsakh) ist die Partei politisch einflussreich. Sie stand und steht dort oft für eine klare pro-armenische und sicherheitspolitische Linie, beteiligte sich an der Regierung und an der Organisation der Verteidigung während der Konflikte mit Aserbaidschan. Die enge Verbindung zwischen Parteien in Armenien und politischen Kräften in Artsakh hat die regionale Politik stark geprägt.

Kontroversen und Kritik

Die Geschichte der Partei ist von Kontroversen begleitet. In den frühen Jahrzehnten sind militante Aktionen und gezielte Vergeltungsakte gegen verantwortliche Personen des Völkermords dokumentiert und historisch diskutiert worden. Später geriet die Organisation auch wegen innenpolitischer Konflikte und Handling von Machtfragen in die Kritik. International ist die ARF in einigen Staaten politisch umstritten; in mehreren Ländern, darunter Aserbaidschan, ist ihre Arbeit verboten oder stark eingeschränkt.

Gegenwart und politischer Einfluss

Seit der Unabhängigkeit Armeniens 1991 ist die Partei wieder aktiv in der innenpolitischen Arena: sie kandidiert bei Wahlen, stellt Abgeordnete und war zeitweise an Regierungen beteiligt oder bildete Oppositionsformationen. In der Diaspora bleibt sie eine der ältesten und beständigsten politischen Organisationen mit einem breiten Netzwerk an Institutionen. Gleichzeitig ist sie — aufgrund ihrer Geschichte und ihrer klaren nationalen Positionen — sowohl geschätzt als auch umstritten.

Wirkung und Bedeutung

Die Armenische Revolutionäre Föderation (Dashnaktsutyun) hat die politische Entwicklung der armenischen Gemeinschaften über mehr als ein Jahrhundert mitgeprägt. Ihre Bedeutung liegt in der Verbindung von Erinnerungsarbeit an die Geschichte, dem organisatorischen Aufbau transnationaler Netzwerke und der aktiven Beteiligung an politischen Prozessen in Armenien, in Berg-Karabach und in der Diaspora. Für viele Menschen ist sie Symbol für Widerstand und nationale Solidarität; Kritiker verweisen auf militante Kapitel der Vergangenheit und auf politische Auseinandersetzungen in der Gegenwart.

Museum

Das Geschichtsmuseum der Armenischen Revolutionären Föderation wurde während einer offiziellen Zeremonie am Freitag 2007 im Kristapor-Mikaellian-Zentrum in Eriwan gegründet, wobei die Parteiführer und Unterstützer der Partei zu diesem bedeutenden Anlass anwesend waren.

Das 1946 eröffnete Geschichtsmuseum des LWV befand sich in Paris und hat im Laufe der Jahre mehr als 3.000 Artefakte gesammelt, die die Geschichte der Partei beschreiben. Nach der Rückkehr des LWV nach Armenien wurden das Museum und die Archive des LWV nach Armenien geschickt.

Giro Manoyan ist einer der Führer der LWV.

Fragen und Antworten

F: Wann wurde die Armenische Revolutionäre Föderation (ARF) gegründet?


A: Die Armenische Revolutionäre Föderation (ARF) wurde 1890 in Tiflis (dem heutigen Tiflis in Georgien) gegründet.

F: Wer gründete die Armenische Revolutionäre Föderation (ARF)?


A: Die Armenische Revolutionäre Föderation (ARF) wurde von Christapor Mikaelian, Stepan Zorian und Simon Zavarian gegründet.

F: Wie lautet der vollständige Name der ARF?


A: Der vollständige Name der ARF ist Hay Heghapokhakan Dashnaktsutiun, was auf armenisch Armenische Revolutionäre Föderation bedeutet.

F: Wo arbeitet die ARF?


A: Die ARF arbeitet in Armenien und in Ländern, in denen die armenische Diaspora aktiv ist, insbesondere im Libanon und in der ethnisch armenisch dominierten De-facto-Republik Berg-Karabach.

F: Was ist die Abkürzung für Armenische Revolutionäre Föderation?


A: Die Abkürzung für Armenische Revolutionäre Föderation ist ARF oder ՀՅԴ in armenischer Schrift.

F: Was ist Daschnak oder Taschnag?


A: Dashnak ist eine Kurzform des vollständigen armenischen Namens der Partei - Hay Heghapokhakan Dashnaktsutiun. Tashnag ist eine andere Abkürzung desselben Namens, die von armenischen Gemeinschaften in der Diaspora häufig verwendet wird.

F: Was ist das Hauptziel der ARF?


A: Das Hauptziel der ARF ist es, "die nationalen und demokratischen Rechte des armenischen Volkes zu verwirklichen und ein freies, unabhängiges und geeintes Heimatland zu schaffen."


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