Stahlpakt (Patto d'Acciaio): Abkommen zwischen Deutschland und Italien (1939)

Stahlpakt (Patto d'Acciaio, 1939): Analyse des deutsch-italienischen Bündnisses, Hintergründe, geheime Protokolle und politische Folgen für Europa.

Autor: Leandro Alegsa

Der Stahlpakt (deutsch: Stahlpakt; italienisch: Patto d'Acciaio), oder formell der Freundschafts- und Bündnispakt zwischen Deutschland und Italien, war ein Abkommen zwischen dem faschistischen Italien und Nazideutschland, das am 22. Mai 1939 von den Außenministern der beiden Länder unterzeichnet wurde und von Graf Galeazzo Ciano für Italien und Joachim von Ribbentrop für Deutschland bezeugt wurde.

Hintergrund

Der Stahlpakt setzte die politische und diplomatische Annäherung der beiden Regime fort, die sich bereits in der sogenannten Achse Rom–Berlin (ab 1936) und in früheren Übereinkünften wie dem Anti-Komintern-Pakt manifestiert hatte. Beide Staaten verfolgten expansive Außenpolitiken und suchten durch ein formales Militärbündnis ihre gegenseitige Stellung in Europa zu sichern. Der Pakt war zugleich Ausdruck der ideologischen Übereinstimmung zwischen dem italienischen Faschismus unter Benito Mussolini und dem deutschen Nationalsozialismus, verdeutlichte aber auch die unterschiedlichen strategischen Interessen und Begrenzungen beider Mächte.

Inhalte des Vertrags

Der Pakt bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war der öffentliche, formelle Vertragstext, in dem sich beide Seiten zu gegenseitiger Unterstützung und enger Zusammenarbeit in politischen und militärischen Fragen verpflichteten. Im zweiten Teil vereinbarten die Parteien eine engere Abstimmung ihrer Militär- und Wirtschaftspolitik; vorgesehen war zudem ein »Geheimes Zusatzprotokoll«, das detailliertere Regelungen zur militärischen Kooperation und zur Koordination der Kriegswirtschaft enthielt. Dieses geheime Protokoll blieb zunächst nicht öffentlich und wurde erst später Gegenstand historischer Auswertungen.

Wesentliche Elemente des Pakts umfassten die gegenseitige Zusage politischer und militärischer Unterstützung im Krisenfall sowie die Absicht, ihre Planung und Industriepolitik wechselseitig aufeinander abzustimmen. Zugleich enthielt der Vertrag Bestimmungen zur Konsultation: Die Vertragspartner verpflichteten sich, vor größeren außenpolitischen oder militärischen Maßnahmen einander zu unterrichten und zu beraten, was später von der italienischen Führung genutzt wurde, um den Zeitpunkt eines Kriegseintritts abzuwägen.

Name und Reaktionen

Den Namen „Stahlpakt“ wählte der italienische Duce Benito Mussolini selbst; ursprünglich hatte er an eine dramatischere Bezeichnung („Pakt des Blutes“) gedacht, hielt diese aber für innenpolitisch weniger tauglich. International löste der Abschluss des Pakts Besorgnis bei den westlichen Demokratien aus; Großbritannien und Frankreich betrachteten die Vereinbarung als eine weitere Destabilisierung der europäischen Lage und als Verstärkung der Achse Berlin–Rom.

Praktische Wirkung und Folgen

Der Stahlpakt formalisierte die militärische und politische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien, erwies sich in der Praxis jedoch als weniger bindend als erwartet. Als 1939 der Zweite Weltkrieg begann, blieb Italien zunächst offiziell „nicht kriegsbeteiligter“ Staat und trat erst im Juni 1940 aktiv in den Krieg ein. Diese Verzögerung wurde teilweise mit strategischen Erwägungen und internen militärischen Schwächen begründet und zeigt die Beschränkungen der im Pakt vereinbarten Konsultationspflichten.

Langfristig trug der Pakt zur Verstärkung der Achse zwischen Rom und Berlin bei und bildete die Grundlage für spätere Abkommen wie den Dreimächtepakt mit Japan (1940). Gleichzeitig offenbarte die Zusammenarbeit die ökonomischen und militärischen Defizite Italiens: Die enge Bindung an eine militärisch überlegene deutsche Allianz machte Italien zunehmend abhängig von deutscher Unterstützung, was sich in den folgenden Kriegsjahren deutlich auswirkte.

Bedeutung für die Forschung

Für Historiker bleibt der Stahlpakt ein wichtiges Dokument zur Analyse der Achsenmächte: Er zeigt, wie formale Bündnisse in der Zwischenkriegszeit sowohl Ausdruck gemeinsamer Ideologien als auch Ergebnis pragmatischer Interessen waren. Das Vorhandensein eines geheimen Zusatzprotokolls und die unterschiedlichen Erwartungen der Vertragspartner machen den Pakt zudem zu einem Beispiel dafür, wie Außenpolitik und Bündnispolitik von internen Entscheidungsspielräumen, persönlichen Präferenzen der Führung und der realen militärischen Lage beeinflusst werden.

In der historischen Bewertung gelten die Vereinbarungen des Stahlpakts heute als Teil der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und als Symbol für die verhängnisvolle Verbindung zweier totalitärer Regime, deren Zusammenarbeit erheblich zu den Konflikten und Zerstörungen der folgenden Jahre beitrug.

Fragen und Antworten

F: Was war der Pakt aus Stahl?


A: Der Stahlpakt war ein am 22. Mai 1939 unterzeichnetes Abkommen zwischen dem faschistischen Italien und Nazideutschland, in dem sich beide Länder verpflichteten, sich weiterhin gegenseitig zu helfen und die gleiche Militär- und Wirtschaftspolitik zu betreiben.

F: Wer waren die Außenminister, die den Stahlpakt unterzeichneten?


A: Graf Galeazzo Ciano unterzeichnete für Italien und Joachim von Ribbentrop für Deutschland.

F: Wann wurde der Stahlpakt unterzeichnet?


A: Der Stahlpakt wurde am 22. Mai 1939 unterzeichnet.

F: Was waren die beiden Teile des Stahlpakts?


A: Der erste Teil war der formale Text, der besagte, dass beide Länder sich weiterhin gegenseitig helfen würden. Im zweiten Teil, dem "Geheimen Zusatzprotokoll", verpflichteten sich beide Länder, dieselbe Militär- und Wirtschaftspolitik zu verfolgen.

F: Warum änderte der italienische Premierminister Benito Mussolini den Namen des Paktes?


A: Mussolini änderte den Namen des Paktes von "Pakt des Blutes" in "Pakt des Stahls", weil er dachte, dass der ursprüngliche Name in seinem Land unpopulär sein würde.

F: Was war der Zweck des Stahlpakts?


A: Der Zweck des Stahlpakts bestand darin, das Bündnis zwischen dem faschistischen Italien und Nazideutschland zu stärken und ihre gegenseitige Unterstützung in der Militär- und Wirtschaftspolitik zu gewährleisten.

F: Wer schlug den Stahlpakt vor?


A: Die Idee für den Stahlpakt wurde von Hitler an Mussolini herangetragen, der zunächst zögerte, aber schließlich zustimmte.


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