Van-Allen-Gürtel (Strahlungsgürtel): Erklärung, Aufbau & Risiken
Van-Allen-Gürtel erklärt: Aufbau, Entstehung, Risiken für Satelliten & Astronauten sowie Schutzmaßnahmen gegen energiereiche Teilchen im Erdmagnetfeld.
Ein Van-Allen-Strahlungsgürtel ist eine Zone mit geladenen Teilchen, die als Sonnenwind von der Sonne kommen. Sie werden vom Magnetfeld der Erde eingefangen und festgehalten. Die Gürtel sind keine festen Schichten, sondern dynamische Region mit wechselnden Teilchenströmen und Energien.
Die Erde hat zwei solcher Gürtel und manchmal noch andere. Die Gürtel wurden von James Van Allen entdeckt. Die beiden Hauptgürtel der Erde erstrecken sich von einer Höhe von etwa 500 bis 58.000 km (310 bis 36.040 mi).
Aufbau und Zusammensetzung
Zusammen bilden die beiden Hauptgürtel ein komplexes System. Insgesamt reichen sie, wie oben erwähnt, in Höhen von grob 500 bis 58.000 km. Typischerweise unterscheidet man:
- Innerer Strahlungsgürtel: liegt näher an der Erde (einige hundert bis etwa 10.000–12.000 km) und enthält vor allem hochenergetische Protonen sowie Elektronen mittlerer Energie.
- Äußerer Strahlungsgürtel: liegt weiter außen (in der Regel ab einigen zehntausend Kilometern) und ist reich an sehr energiereichen Elektronen (bis zu mehreren MeV).
Die genaue Lage und Dichte der Gürtel variiert mit der Sonnenaktivität und geomagnetischen Stürmen.
Entstehung und Dynamik
Es wird angenommen, dass die meisten Teilchen, die die Gürtel bilden, vom Sonnenwind und andere Teilchen von der kosmischen Strahlung stammen. Das Magnetfeld der Erde lenkt diese energiereichen Teilchen ab und fängt sie in Bahnen ein, in denen sie zwischen den magnetischen Spiegelpunkten hin- und herschwingen und gleichzeitig um die Erde driften.
Wechselwirkungen mit elektromagnetischen Wellen in der Magnetosphäre, Streuung an Plasmapartikeln sowie geomagnetische Stürme verändern die Teilchenenergien und -dichten laufend. Starke solare Ereignisse können die Gürtel kurzzeitig stark aufbauen oder Teile davon zerstören.
Funktion für das Erdsystem
Indem es den Sonnenwind einfängt, lenkt das Magnetfeld diese energiereichen Teilchen ab und schützt die Atmosphäre vor Zerstörung und erheblichen Verlusten von geladenen Bestandteilen. Gleichzeitig sind die Gleichgewichtsprozesse in den Gürtelregionen wichtige Bestandteile der Magnetosphäre der Erde.
Risiken für Raumfahrt und Technik
Die Gürtel fangen energiereiche Elektronen und Protonen ein. Die Gürtel gefährden Satelliten, deren empfindliche Komponenten mit ausreichender Abschirmung geschützt werden müssen, wenn sie sich viel Zeit in dieser Zone aufhalten. Typische Probleme sind:
- Einzelereignisse auf Halbleitern (Single Event Upsets) durch energiereiche Teilchen
- Langzeit-Schäden und Versprödung von Materialien durch ionisierende Strahlung
- Störungen von Sensoren und Elektronik
- Erhöhte Strahlenbelastung für Astronauten bei Aufenthalten in oder Durchquerung der Gürtel
In Low Earth Orbit (LEO) befinden sich viele Satelliten unterhalb des stärksten Teils der Gürtel, dennoch gibt es Ausnahmen (z. B. durch die Südliche Atlantische Anomalie, siehe unten), und geostationäre oder hoch elliptische Bahnen können längere Aufenthalte in stärkerer Strahlung haben.
Schutzmaßnahmen
Um die Auswirkungen zu begrenzen, werden verschiedene Strategien angewendet:
- Orbitwahl: Vermeidung langanhaltender Aufenthalte in den dichtesten Gürtelzonen, wenn möglich
- Abschirmung: Einsatz von Materialien und Strukturdesign, das ionisierende Strahlung abschwächt
- Strahlungshärtung von Elektronik und redundante Systeme
- Betriebsplanung: zeitliche Begrenzung kritischer Missionen in strahlenreichen Phasen; Abschalten sensibler Systeme während intensiver Ereignisse
- Transitoptimierung: z. B. schnelle Durchquerung bei bemannten Missionen
Besondere Phänomene
Eine bekannte Besonderheit ist die Südliche Atlantische Anomalie (SAA), eine Region über dem südlichen Atlantik, in der das innere Magnetfeld schwächer ist. Dort reicht der innere Gürtel näher an die Erdoberfläche heran und verursacht lokal erhöhte Strahlenbelastungen, was für Satelliten und bemannte Raumfahrt relevant ist.
Entdeckung und Erforschung
Die Gürtel wurden in den späten 1950er Jahren durch Messungen von James Van Allen (Missionen wie Explorer) entdeckt. Seitdem wurden sie mit vielen Raumsonden, Satelliten und Instrumenten untersucht. Im Jahr 2013 berichtete die NASA, dass die Van-Allen-Sonden einen dritten Strahlungsgürtel entdeckt hatten, der vier Wochen lang beobachtet wurde. Er wurde durch eine starke, interplanetare Schockwelle von der Sonne zerstört. Die späteren Missionen, darunter die Van Allen Probes (auch Radiation Belt Storm Probes), lieferten detaillierte Messdaten zur Struktur und Dynamik der Gürtel.
Auswirkungen auf Naturphänomene
Teilchen, die aus den Gürtelregionen in die obere Atmosphäre eindringen, tragen zur Entstehung von Polarlichtern (Aurora) bei. Außerdem beeinflussen die Gürtel die Ionosphäre und damit Funkverbindungen und Navigationssysteme bei starken Störungen.
Zusammenfassung
Die Van-Allen-Gürtel sind dynamische, durch das Erdmagnetfeld geprägte Zonen energiereicher geladener Teilchen. Sie schützen die Erde teilweise vor dem Sonnenwind, stellen aber zugleich eine Herausforderung für Satelliten, Raumfahrtmissionen und empfindliche Elektronik dar. Verständnis, Beobachtung und geeignete Schutzmaßnahmen sind deshalb für Raumfahrtmissionen essentiell.

Medien abspielen Dieses Video veranschaulicht Veränderungen in Form und Intensität eines Querschnitts der Van-Allen-Gürtel.


Ein Querschnitt durch die Van-Allen-Strahlungsgürtel
Fragen und Antworten
F: Was ist ein Van-Allen-Strahlungsgürtel?
A: Ein Van-Allen-Strahlungsgürtel ist eine Zone mit geladenen Teilchen, die als Sonnenwind von der Sonne kommen und vom Magnetfeld der Erde eingefangen und festgehalten werden.
F: Wie viele Van-Allen-Strahlungsgürtel gibt es auf der Erde?
A: Die Erde hat zwei Van-Allen-Strahlungsgürtel und manchmal weitere.
F: Wer hat die Van-Allen-Strahlungsgürtel entdeckt?
A: Die Gürtel wurden von James Van Allen entdeckt.
F: Wie weit reichen die beiden Hauptgürtel der Erde?
A: Die beiden Hauptgürtel der Erde erstrecken sich in einer Höhe von etwa 500 bis 58.000 km (310 bis 36.040 Meilen).
F: Wo befinden sich die Van-Allen-Strahlungsgürtel?
A: Die Gürtel befinden sich in der inneren Region der Magnetosphäre der Erde.
F: Was fangen die Van-Allen-Strahlungsgürtel ein?
A: Die Gürtel fangen energiereiche Elektronen und Protonen ein.
F: Warum brauchen Satelliten eine angemessene Abschirmung, wenn sie sich im Van-Allen-Strahlungsgürtel aufhalten?
A: Satelliten benötigen eine angemessene Abschirmung, wenn sie sich im Van-Allen-Strahlungsgürtel aufhalten, da die Gürtel die Satelliten gefährden und ihre empfindlichen Komponenten vor den in den Gürteln gefangenen energetischen Teilchen geschützt werden müssen.
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