Schottische Unabhängigkeitskriege (1296–1357): Ursachen, Verlauf & Folgen

Schottische Unabhängigkeitskriege (1296–1357): Ursachen, Verlauf & Folgen – umfassende Analyse von Schlachten, Politik, Langbogen-Einsatz und wie Schottland seine Unabhängigkeit verteidigte.

Autor: Leandro Alegsa

Die schottischen Unabhängigkeitskriege waren eine Reihe von Militärkampagnen, die zwischen Schottland und England im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert stattfanden. Sie gliedern sich in zwei große Konfliktphasen: den Ersten Krieg (1296–1328) und den Zweiten Krieg (1332–1357).

Der Erste Krieg (1296–1328) begann mit der englischen Invasion in Schottland im Jahr 1296 und endete mit der Unterzeichnung des Vertrags von Edinburgh-Northampton im Jahr 1328. Der Zweite Krieg (1332–1357) begann mit der von den Engländern unterstützten Invasion von Edward Balliol und den "Entlassenen" im Jahr 1332 und endete um 1357 mit der Unterzeichnung des Vertrags von Berwick.

Ursachen

  • Dynastische Krise: Nach dem Tod des kinderlosen Königs Alexander III. (1286) und dessen Enkelin Margarete von Norwegen entstand ein Thronstreit, der England unter König Eduard I. zu Einmischung veranlasste.
  • Englische Expansion und Vorherrschaftsbestrebungen: Eduard I. sah Schottland als vasallenähnliches Territorium und versuchte, seine Oberhoheit geltend zu machen.
  • Nationale Identität und Selbstbestimmung: Teile der schottischen Elite und Bevölkerung lehnten englische Kontrolle ab und strebten die Erhaltung oder Wiederherstellung der Unabhängigkeit an.
  • Lokale Fehden und rivalisierende Adelsfamilien, die Bündnisse mit England oder schottischen Gegenparteien suchten.

Verlauf und Schlüsselereignisse

  • 1296: Englische Invasion und Plünderung, viele Burgen fallen; Beginn der offenen Feindseligkeiten.
  • 1297: Aufstände unter Führung von lokalen Anführern wie William Wallace; Sieg der Schotten in der Schlacht von Stirling Bridge (1297) stärkt den Widerstand.
  • 1298: Schlacht von Falkirk — die Engländer setzen erfolgreich Langbogenschützen ein und besiegen Wallace.
  • 1305: William Wallace wird gefangen genommen und hingerichtet; der Widerstand bleibt jedoch lebendig.
  • 1306: Robert the Bruce lässt sich zum König krönen und führt einen entschlossenen Guerilla- und Festungsfeldzug gegen die Engländer.
  • 1314: Schlacht von Bannockburn — entscheidender schottischer Sieg unter Robert the Bruce, der die englische Vorherrschaft erheblich schwächt.
  • 1320: Erklärung von Arbroath (Declaration of Arbroath) als bedeutendes Dokument der schottischen Unabhängigkeitsforderung.
  • 1328: Vertrag von Edinburgh-Northampton — England erkennt die schottische Unabhängigkeit an (Ende des Ersten Krieges).
  • 1332–1337: Edward Balliol und die „Disinherited“ starten mit englischer Unterstützung Invasionen; wechselhafte Machtverhältnisse und mehrere Schlachten (z. B. Dupplin Moor, Halidon Hill).
  • 1346: Schlacht von Neville's Cross — Gefangennahme von David II., dem Sohn Robert the Bruces; er wird nach England gebracht.
  • 1357: Vertrag von Berwick — David II. wird gegen Zahlung eines Lösegelds freigelassen; dies markiert im Wesentlichen das Ende des Zweiten Krieges.

Militärische Aspekte

Die Kriege zeigten die Bedeutung neuer Taktiken und Waffentechniken. Besonders auffällig war der Einsatz des Langbogens durch englische Truppen, der die mittelalterliche Schlachtordnung veränderte und in mehreren Begegnungen den Ausschlag gab. Gleichzeitig spielten befestigte Burgen, Mobilität schottischer Reiter und Guerillataktiken eine große Rolle.

Allgemein beeinflussten die Auseinandersetzungen die Entwicklung der mittelalterlichen Kriegsführung in den britischen Inseln: die Bedeutung von Fußsoldaten, Bogenschützen und gut organisierten Nachschub- sowie Belagerungseinrichtungen wuchs.

Wichtige Personen

  • Eduard I. von England – Initiator der umfassenden Einmischung in Schottland.
  • William Wallace – Anführer populärer Aufstände gegen die Engländer; Symbolfigur des Widerstands.
  • Robert the Bruce – Vereinte große Teile der schottischen Elite, krönte sich 1306 zum König und führte Schottland zur faktischen Unabhängigkeit.
  • Edward II. und Edward III. – englische Könige, unter deren Herrschaft die Kämpfe weitergeführt wurden.
  • Edward Balliol – beanspruchte, mit englischer Hilfe, zeitweise die schottische Krone.
  • David II. – Sohn Robert the Bruces; seine Gefangenschaft in England und spätere Freilassung prägten den Zweiten Krieg.

Folgen

  • Politisch: Schottland blieb am Ende beider Kriegsetappen eine eigenständige Krone. Die Anerkennung durch England (1328) und später die Freilassung Davids II. (1357) sicherten formell die Unabhängigkeit, auch wenn die Beziehungen zwischen beiden Königreichen weiterhin konfliktreich blieben.
  • Nationales Bewusstsein: Die Konflikte stärkten ein schottisches Nationalbewusstsein und das Selbstverständnis als unabhängige Gemeinschaft mit eigener Herrschaft.
  • Ökonomisch und demografisch: Langwierige Kämpfe belasteten Bevölkerung und Wirtschaft – Ernteausfälle, Plünderungen und Zerstörungen von Siedlungen und Burgen waren häufig.
  • Militärisch: Wandel in der Kriegsführung durch den verstärkten Einsatz von Fußtruppen, Bogenschützen und Belagerungstechnik.
  • Langfristige Folgen: Die Grenzregionen blieben politisch und militärisch angespannt; die Auseinandersetzungen zwischen England und Schottland setzten sich in wechselnden Formen über Jahrhunderte fort.

Bedeutung

Die schottischen Unabhängigkeitskriege gelten als einer der prägendsten Abschnitte der schottischen Geschichte. Sie festigten die Position der schottischen Krone, prägten nationale Mythen und Figuren wie William Wallace und Robert the Bruce und beeinflussten die politische Landkarte der britischen Inseln nachhaltig. Außerdem zeigten sie, wie militärische Innovationen und politische Legitimation miteinander verknüpft sind.

Zusammenfassend blieben die Kriege trotz großer menschlicher und materieller Verluste aus schottischer Sicht erfolgreich in dem Sinne, dass Schottland seine Unabhängigkeit bewahren konnte — wenn auch unter andauernden Spannungen mit dem Nachbarn im Süden.

Wichtige Zahlen

Schottland

England

Schlachten

Schlacht von Bannockburn

Die Schlacht von Bannockburn (23.-24. Juni 1314) war ein wichtiger schottischer Sieg. Es war die entscheidende Schlacht im Ersten Schottischen Unabhängigkeitskrieg. In dieser Schlacht besiegte der schottische König Robert theBruce den englischen König Edward II.

Robert the Bruce im Gespräch mit seinen Truppen. Illustration aus Cassells Geschichte Englands, 1902Zoom
Robert the Bruce im Gespräch mit seinen Truppen. Illustration aus Cassells Geschichte Englands, 1902

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Fragen und Antworten

F: Was waren die schottischen Unabhängigkeitskriege?


A: Die schottischen Unabhängigkeitskriege waren eine Reihe von Militärkampagnen, die zwischen Schottland und England im späten 13. und frühen 14.

F: Wann begann und endete der Erste Schottische Unabhängigkeitskrieg?


A: Der Erste Schottische Unabhängigkeitskrieg begann mit der englischen Invasion in Schottland im Jahr 1296 und endete mit der Unterzeichnung des Vertrags von Edinburgh-Northampton im Jahr 1328.

F: Wann begann und endete der zweite schottische Unabhängigkeitskrieg?


A: Der Zweite Schottische Unabhängigkeitskrieg begann mit der von den Engländern unterstützten Invasion von Edward Balliol und den 'Enterbten' im Jahr 1332 und endete um 1357 mit der Unterzeichnung des Vertrags von Berwick.

F: Warum waren die Schottischen Unabhängigkeitskriege eine so wichtige Periode in der Geschichte Schottlands?


A: Die Kriege waren Teil einer großen nationalen Krise für Schottland und wurden zu einem der wichtigsten Momente in der Geschichte des Landes. Trotz dieser Krise blieb Schottland eine freie und unabhängige Nation, was während des gesamten Konflikts sein Hauptziel war.

F: Waren die Schottischen Unabhängigkeitskriege nur für Schottland wichtig?


A: Nein, die Kriege waren auch aus anderen Gründen wichtig, wie z.B. das Aufkommen des Langbogens als Schlüsselwaffe in der mittelalterlichen Kriegsführung.

F: Was war der Vertrag von Edinburgh-Northampton?


A: Der Vertrag von Edinburgh-Northampton war ein 1328 unterzeichneter Vertrag, der den Ersten Schottischen Unabhängigkeitskrieg beendete.

F: Was war der Vertrag von Berwick?


A: Der Vertrag von Berwick war ein um 1357 unterzeichneter Vertrag, der den Zweiten Schottischen Unabhängigkeitskrieg beendete.


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