Alberto Giacometti – Leben und Werk des Schweizer Bildhauers (1901–1966)

Alberto Giacometti – Leben & Werk: Vom jungen Zeichner in der Schweiz zum einflussreichen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Biografie, Einflüsse, Schlüsselwerke und künstlerischer Werdegang.

Autor: Leandro Alegsa

Alberto Giacometti (italienische Aussprache: [alˈbɛrto dʒakoˈmetti]; 10. Oktober 1901 in Borgonovo, Schweiz – 11. Januar 1966 in Chur) war ein Schweizer Bildhauer, Maler, Zeichner und Druckgrafiker. Er entstammte einer künstlerisch geprägten Familie: sein Vater Giovanni Giacometti war post‑impressionistischer Maler, die Mutter hieß Annetta. Sein jüngerer Bruder Diego wurde später enger Mitarbeiter und Modell.

Leben

Schon als Kind zeichnete Giacometti: Mit etwa zehn Jahren begann er mit Bleistift und Buntstift zu zeichnen und sandte Arbeiten an seinen Patenonkel, den Maler Cuno Amiet (hier als Amiet bezeichnet). Später arbeitete er mit Ölfarben; mit etwa zwölf Jahren malte er sein erstes Porträt, wobei er seine Geschwister als Modelle benutzte.

1919/1920 studierte er in Genf an der École des Arts Industriels. In den folgenden Jahren reiste er nach Venedig, Padua, Florenz und Rom, studierte dort u. a. die Sammlungen ägyptischer Kunst und ließ sich von afrikanischer sowie ozeanischer Kunst inspirieren. 1922 zog er dauerhaft nach Paris, wo er in verschiedenen Ateliers arbeitete und in Kontakt mit zeitgenössischen Künstlern und intellektuellen Kreisen kam.

In den 1920er und 1930er Jahren experimentierte Giacometti mit verschiedenen Stilrichtungen, darunter auch dem Surrealismus. Bedeutende frühe Arbeiten aus dieser Phase sind z. B. der Schwebende Ball und das Assemblage‑Objekt Palast um 4 Uhr morgens (Le Palais à quatre heures du matin), das eine poetisch‑surrealistische Inszenierung zeigt.

1940 flohen Alberto und Diego Giacometti nach Südfrankreich, um der Nazi‑Invasion zu entgehen; 1941 kehrte Alberto nach Paris zurück. In der Nachkriegszeit entwickelte er seine für ihn charakteristischen, schlanken, langgestreckten Figuren, die ihn weltberühmt machten. Er starb am 11. Januar 1966 in Chur.

Werk und Stil

Giacometti gilt als einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Sein Werk verbindet traditionelle Bildhauerei mit radikaler Reduktion der Form. Wichtige Einflüsse waren der Kubismus, der Surrealismus sowie außereuropäische Kunstformen. Seine zentrale künstlerische Frage war oft die Wahrnehmung des Menschen im Raum: Wie erscheint eine Figur, wenn man sie aus der Erinnerung, aus verschiedenen Blickwinkeln oder unter veränderten Lichtverhältnissen darstellt?

Typisch für Giacomettis Spätwerk sind:

  • extrem schlanke, längliche Figuren, die oft den Eindruck von Fragilität vermitteln,
  • betonte Oberflächenstruktur durch wiederholtes Modellieren von Ton und Gips,
  • kleine Köpfe im Verhältnis zum Körper und eine starke Fokussierung auf die Präsenz der Figur im Raum,
  • häufige Wiederaufnahme und Überarbeitung eines Motivs, bis die gewünschte Wirkung erreicht war.

Wichtige Arbeiten

  • Le Palais à quatre heures du matin (Der Palast um 4 Uhr morgens) – surrealistisches Objekt aus den frühen 1930er Jahren,
  • Serien von Porträts und Köpfen seiner Familie und Bekannten,
  • Die berühmten stehenden und gehenden Figuren der Nachkriegszeit, darunter die Varianten des Homme qui marche (Der gehende Mann) und große Frauenfiguren wie die Reihen der Femme de Venise-Arbeiten.

Technik

Giacometti arbeitete meist in Ton oder Gips, die später in Bronze gegossen wurden. Sein Arbeitsprozess war sehr beobachtend und iterativ: Er modellierte, veränderte und modellierte erneut, bis die Form die beabsichtigte Beziehung von Figur, Raum und Licht ausdrückte. Die rauen, sichtbaren Spuren der Modellage blieben oft bewusst erhalten – sie sind Teil der Aussage seiner Skulpturen.

Einfluss und Nachwirkung

Seine Arbeiten hatten und haben großen Einfluss auf die moderne Bildhauerei. Giacometti wurde häufig mit existenzialistischen Themen in Verbindung gebracht; Intellektuelle wie Jean‑Paul Sartre schätzten und kommentierten sein Werk. Seine Werke erreichen bei Ausstellungen und Auktionen hohe Aufmerksamkeit und auch hohe Preise.

Heute werden Giacomettis Arbeiten weltweit in bedeutenden Museen und bei grossen Retrospektiven gezeigt. Sein Werk bleibt ein zentraler Bezugspunkt für Fragen nach Präsenz, Wahrnehmung und der Darstellung des Menschen in der modernen Kunst.

Wichtige Bezugspersonen: Vater Giovanni Giacometti (Malerei), Bruder Diego Giacometti (Assistent und Künstler), zeitgenössische Intellektuelle und Künstler in Paris.

Fragen und Antworten

F: Wann wurde Alberto Giacometti geboren?


A: Alberto Giacometti wurde am 10. Oktober 1901 geboren.

F: Wer waren seine Eltern?


A: Seine Eltern waren Giovanni und Annetta.

F: Welche Art von Kunst hat sein Vater ausgeübt?


A: Sein Vater war ein post-impressionistischer Maler.

F: Wo ging er 1915 zur Schule?


A: 1915 besuchte er die Evangelische Schule in der Stadt Schiers.

F: Welche künstlerischen Stile beeinflussten seine Arbeit?


A: Seine Arbeit wurde besonders von künstlerischen Stilen wie dem Kubismus und dem Surrealismus beeinflusst.

F: Wo reiste er hin, um sich inspirieren zu lassen?


A: Er reiste nach Venedig, Padua, Florenz und Rom, um sich inspirieren zu lassen.

F: Wann kehrte er nach Paris zurück, nachdem er mit seinem Bruder Diego vor der Nazi-Invasion geflohen war?


A: Er kehrte 1941 nach Paris zurück, nachdem er mit seinem Bruder Diego vor der Nazi-Invasion geflohen war.


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