Die Indische Armee (1858–1947): Britisch-indische Kolonialarmee – Geschichte
Die Indische Armee (1858–1947): umfassende Geschichte der britisch-indischen Kolonialarmee, Einsätze in Indien und Übersee, Rolle in den Weltkriegen und Umstrukturierung 1903–1947.
Die Britisch-Indische Armee, offiziell Indische Armee (IA) genannt, war die reguläre Streitkraft in Britisch-Indien während der direkten britischen Herrschaft (1858–1947). Sie diente primär der Sicherung der Kolonialherrschaft in Indien selbst, übernahm Grenzaufgaben am Nordwesten des Subkontinents und wurde wiederholt in Überseeoperationen eingesetzt, vor allem in beiden Weltkriegen.
Entstehung und Organisation
Nach der indischen Meuterei von 1857/58 übernahm die britische Krone 1858 die direkte Herrschaft über Indien. Die zuvor von der East India Company unterhaltenen Truppen wurden in die Dienste der Regierung übernommen. Der Begriff „Präsidentschaftsarmeen“ bezeichnete ursprünglich die Armeen der drei Verwaltungsbezirke (Bengalen, Madras, Bombay). Die erste formelle Bezeichnung „Indische Armee“ wurde bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts verwendet; die weitreichenden Umstrukturierungen unter Lord Kitchener führten 1903 zur Zusammenfassung der drei Präsidentschaftsarmeen zur einheitlichen Indischen Armee.
Die Organisation der Indischen Armee beruhte auf einer Mischung aus britischen Offizieren und indischen Unteroffizieren und Mannschaften (oft als „sepoys“ bezeichnet). Oberste Führung, Verwaltung und strategische Kontrolle lagen beim Vizekönig und der Regierung in Kalkutta, während einzelne britische Regimenter aus dem Vereinigten Königreich als British Army in India stationiert waren. Damit bestanden zwischen 1903 und 1947 zwei getrennte Teile: die indischen Regimenter und die in Indien stationierten britischen Regimenter (Britische Armee in Indien).
Rekrutierung und Truppentypen
Die britische Rekrutierungspolitik bevorzugte bestimmte Bevölkerungsgruppen, denen die Briten Eigenschaften des „martial race“-Konzepts zuschrieben. Häufig rekrutierte Gruppen waren unter anderem:
- Punjabis (einschließlich Sikhs)
- Gurkhas (aus Nepal)
- Rajputs, Pathanen und andere Volksgruppen des Nordwestens
Die Armee bestand aus Infanterie-, Kavallerie- und Artillerieeinheiten sowie aus Unterstützungs- und Ingenieurtruppen. Im Laufe der Zeit wurden zunehmend lokale Offiziere ausgebildet (Prozess der „Indianisation“), und 1932 wurde die Indian Military Academy in Dehradun eröffnet, um indische Offiziere systematisch auszubilden.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg leistete die Indische Armee einen großen Beitrag zum britischen Kriegsaufwand: Hunderttausende indische Soldaten wurden an verschiedene Kriegsschauplätze entsandt. Sie kämpften auf dem Westfeldzug in Europa, in Gallipoli, in Ostafrika, in Palästina und vor allem im Mesopotamienfeldzug gegen das Osmanische Reich. In Mesopotamien sicherten indische Verbände unter britischer Führung wichtige Siegeserfolge: nach anfänglichen Rückschlägen und der verheerenden Niederlage und Kapitulation von Kut (1915–16) gelang 1917 die Einnahme von Basra und später von Baghdad. Insgesamt dienten während des Krieges über eine Million indische Soldaten in den Streitkräften des Empire und erlitten hohe Verluste.
Zwischenkriegszeit und Reformen
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Indische Armee 1922 umfassend reorganisiert: Viele Einzelbataillone wurden zu mehrbattalionigen Regimentern zusammengefasst, was die Verwaltung, Ausbildung und Kontinuität der Truppenkörper verbessern sollte. Außerdem setzte sich der schrittweise Prozess der Indianisation fort: mehr indische Offiziere erhielten Commissionen, und es entstanden militärische Ausbildungsstätten in Indien.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Indische Armee einen beispiellosen Ausbau und wurde zur größten britisch kontrollierten Freiwilligenstreitmacht: Mehrere Millionen Inder dienten in ihren Reihen. Sie kämpfte in Nordafrika, im Mittelmeerraum, in Italien sowie in Asien — besonders wichtig war der Einsatz gegen die japanische Armee in Burma, der von 1942 bis 1945 geführt wurde. Die Leistungen indischer Verbände waren entscheidend für die Rückeroberung von Birma und die Sicherung Südostasiens.
Während des Zweiten Weltkriegs entstand außerdem die Indian National Army (INA), eine von japanischer Seite unterstützte Streitmacht indischer Gefangener und Freiwilliger unter Führung von Subhas Chandra Bose, die gegen die britischen Truppen in Indien kämpfen wollte. Die Existenz der INA und die späteren Prozesse gegen ihre Mitglieder lösten in Indien starke politische Debatten aus und trugen zur Unabhängigkeitsbewegung bei.
Auflösung und Teilung 1947
Mit der Unabhängigkeit Indiens und der Teilung des Subkontinents 1947 wurde die britisch-indische Armee in die Streitkräfte der neuen Staaten Indien und Pakistan aufgeteilt. Diese Aufteilung betraf Truppenkörper, Standorte, Waffen und Personal und war durch große organisatorische und menschliche Herausforderungen geprägt. Viele Soldaten und Offiziere entschieden je nach Herkunft und Glaubenszugehörigkeit, welchem neuen Heer sie angehörten. Die Teilung war auch militärisch eine komplexe Aufgabe, da zugleich politische Spannungen und gewaltsame Auseinandersetzungen die Regel waren.
Bedeutung
Die Indische Armee war nicht nur Instrument kolonialer Machtprojektion und Innen- sowie Grenzsicherung, sondern prägte auch die militärische und gesellschaftliche Entwicklung des Subkontinents. Ihre Erfahrungen in zwei Weltkriegen, die fortschreitende Indianisation und die Rolle indischer Soldaten in internationalen Konflikten trugen zur Entstehung moderner nationaler Armeen in Südasien bei.

Eine Gruppe indischer Sikh-Soldaten, die sich für einen Salvenschießbefehl posieren. ~1895
Organisation
Die indische Armee wurde nach der indischen Rebellion von 1857 gebildet, als die britische Regierung die Herrschaft von der britischen Ostindienkompanie übernahm. Davor hatte die Kompanie ihre eigenen Armeeeinheiten, die mit ihren Gewinnen bezahlt wurden, und diese schlossen sich mit Einheiten der britischen Armee zusammen.
Die Armee der britischen Ostindienkompanie rekrutierte in der bengalischen Präsidentschaft (die aus Bengalen, Bihar und Uttar Pradesh bestand) hauptsächlich Muslime und hochkastige Hindus, die hauptsächlich aus den ländlichen Ebenen von Oudh stammten. Diese Truppen rebellierten 1857 gegen die Briten.
Nach der Rebellion begannen die Briten mit der Rekrutierung der so genannten "martialischen Rassen", insbesondere der Punjabi-Muslime, Marathas, Rajputen, Sikhs, Gurkhas, Paschtunen, Garhwalis, Mohyals und Dogras.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die britischen Formationen und Einheiten, die Teil der British Army of India gewesen waren, zwischen Indien und Pakistan aufgeteilt.
Bald nach der Teilung Indiens bekämpften sich die beiden neu gebildeten Armeen im ersten Kaschmirkrieg von 1947 - '48, mit dem die erbitterte Rivalität begann, die bis ins 21.

Ein Gemälde, das einen Sowar (Sepoy), 6. leichte Kavallerie von Madras, zeigt. Um 1845.
Fragen und Antworten
F: Was war die Britisch-Indische Armee?
A: Die British Indian Army war die Armee in Britisch-Indien während der britischen Herrschaft (1858-1947).
F: Was war die Rolle der indischen Armee in Indien?
A: Die indische Armee diente als Sicherheitskraft in Indien selbst.
F: An welchen Kriegen hat die indische Armee teilgenommen?
A: Die indische Armee kämpfte in Schlachten in Übersee, insbesondere während der beiden Weltkriege.
F: Wann wurde die erste Armee, die offiziell "Indische Armee" genannt wurde, aufgestellt?
A: Die indische Regierung stellte die erste Armee, die offiziell "Indische Armee" genannt wurde, 1895 auf.
F: Welche drei Armeen hat die indische Armee 1903 übernommen?
A: Die Indische Armee übernahm 1903 die Armee von Bengalen, die Armee von Madras und die Armee von Bombay.
F: Aus welchen zwei Teilen bestand die indische Armee zwischen 1903 und 1947?
A: Zwischen 1903 und 1947 bestand die Armee Indiens aus zwei getrennten Teilen: der indischen Armee und der britischen Armee in Indien.
F: Was hat die indische Armee im Ersten Weltkrieg erreicht?
A: Die Indische Armee besiegte das Osmanische Reich und eroberte den Irak im Mesopotamien-Feldzug des Ersten Weltkriegs.
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