Sediment – Definition, Entstehung und Sedimentologie
Alles über Sediment: Entstehung, Transport, Ablagerung und Umwandlung zu Sedimentgestein. Grundlagen der Sedimentologie verständlich erklärt.
Sediment besteht aus kleinen Partikeln, Mineralen, organischem Material oder chemisch ausgefällten Stoffen, die sich im Wasser oder an Land ablagern. Nach der Ablagerung können die Sedimente lange Zeit an ihrem neuen Ort liegen bleiben und von jüngeren Ablagerungen überschüttet werden. Unter zunehmendem Druck und mit steigender Temperatur kann sich das lockere Sediment im Laufe von Jahrtausenden bis Millionen von Jahren in ein festes Sedimentgestein verwandeln.
Entstehung und wichtige Prozesse
Sedimente entstehen durch eine Reihe von Prozessen, die oft nacheinander ablaufen:
- Verwitterung: Zerfall von Gestein an der Erdoberfläche durch physikalische, chemische oder biologische Einflüsse.
- Erosion: Abtragung von Gesteins- und Bodenmaterial durch Wasser, Wind, Eis oder Schwerkraft.
- Transport: Bewegung der Partikel durch Flüsse, Meeresströmungen, Gletscher oder den Wind.
- Ablagerung: Absetzen der Partikel, wenn die Transportenergie abnimmt (z. B. beim Übergang von schnellfließendem zu langsamfließendem Wasser).
- Diagenese/Lithifikation: Umwandlung lockerer Sedimente in Gestein durch Kompaktion, Zementation und chemische Umwandlungen.
Arten von Sedimenten
- Klastische Sedimente: Bestehen aus Körnern (z. B. Sand, Schluff, Ton), die von anderen Gesteinen abstammen.
- Biogene Sedimente: Bilden sich aus den Überresten von Organismen (z. B. Kalk aus Muschelschalen, Kohle aus Pflanzenresten).
- Chemische Sedimente: Entstehen durch Ausfällung von gelösten Stoffen (z. B. Salz, Gips).
- Organisch-reiche Sedimente: Enthalten viel organisches Material und können bei späterer Umwandlung zu Energierohstoffen führen.
Sedimentstrukturen und Eigenschaften
Sedimente zeigen oft typische Strukturen, die Aufschluss über die Ablagerungsbedingungen geben:
- Schichtung/Bedding: Abgegrenzte Lagen unterschiedlicher Korngröße oder Zusammensetzung.
- Schrägschichtung (Cross-bedding): Entsteht durch Dünen- oder Stromprozesse und zeigt Strömungsrichtungen.
- Rippelmarken: Kleine Wellenformen an der Oberfläche, typisch für seichte Wasserumgebungen.
- Gekreidete oder gradierte Schichten: Zeigen plötzliche Energieabfälle, z. B. durch untermeerische Rutschungen.
- Bioturbation: Umwühlung durch Organismen, die ursprüngliche Schichtung verwischen können.
Ablagerungsumgebungen
Sedimente werden in sehr unterschiedlichen Umgebungen abgelagert, jede mit charakteristischen Merkmalen:
- Fluvial (Flüsse): wechselnde Körnung, häufig gut sortierte Sande und Kiese.
- Deltaisch und Küstengebiete: Mischung aus feinen und groben Sedimenten; starke dynamische Veränderungen.
- Marine (offenes Meer): von feinen Tonen in Tiefsee bis zu kalkigen Sedimenten in warmen Meeren.
- Lacustrin (Seen): meist feine Schlammschichten, gute Erhaltung von organischem Material.
- Äolisch (Wind): sehr gut sortierte, runde Sandkörner; Bildung von Dünen.
- Glazial: unsortierte Ablagerungen (Till) mit großer Korngrößenvielfalt.
Korngröße, Sortierung und Zusammensetzung
Wichtige Eigenschaften von Sedimenten sind die Korngröße (Ton, Schluff, Sand, Kies), die Sortierung (wie einheitlich die Körner sind) und die mineralogische Zusammensetzung. Diese Merkmale geben Hinweise auf Transportwege, Transportmittel und Energieverhältnisse der Ablagerung.
Diagenese und Bildung von Sedimentgesteinen
Nach der Ablagerung verändert Diagenese die Sedimente: Porenräume werden kleiner, Minerale können ausfallen und die Partikel werden zementiert. So entsteht über geologische Zeiten hinweg Sedimentgestein wie Sandstein, Tonstein, Kalkstein oder Konglomerat. Dieser Prozess ist Teil der Gesteinsbildung und erklärt den Übergang vom lockeren Material zum festen Gestein.
Sedimente im Alltag
Im allgemeineren Sprachgebrauch versteht man unter Sediment alle Stoffe, die sich auf den Boden einer Flüssigkeit absetzen, zum Beispiel in Flaschen oder Gläsern. Typisches Beispiel ist das Sediment, das bei naturtrüben Getränken oder Hefebier anfällt — siehe Bier. Solche Ablagerungen sind oft harmlos, können aber bei technischen Prozessen oder in der Wasserwirtschaft unerwünscht sein.
Bedeutung für Mensch und Wissenschaft
- Sedimentablagerungen liefern wichtige Informationen zur Erdgeschichte, Klimaentwicklung und zu früheren Lebensformen (Fossilien).
- Sedimentgesteine sind Rohstoffquellen (z. B. Sand, Kies, Kohle, Ölspeicherporen in Sandstein).
- Sedimente beeinflussen Wasserqualität, Bodenfruchtbarkeit und sind für Ingenieurprojekte (Dämme, Kanäle) bedeutsam.
- Sedimentverlagerungen und -ablagerungen sind wichtig für Küstenschutz, Hafenbetrieb (Baggerungen) und Umweltmanagement.
Sedimentologie — die wissenschaftliche Untersuchung
Die Untersuchung der Entstehung, Verteilung und Eigenschaften von Sedimenten und Sedimentgesteinen wird als Sedimentologie bezeichnet. Sedimentologen analysieren Feldaufnahmen, Körnungsanalysen, Sedimentstrukturen und chemische Zusammensetzungen, um vergangene Ablagerungsbedingungen und Veränderungen der Erdoberfläche zu rekonstruieren.
Kurz gesagt: Sedimente sind zentrale Bausteine der Erdoberfläche und liefern entscheidende Informationen für Geologie, Ökologie, Technik und Wirtschaft. Sie entstehen aus Verwitterung und Transport, lagern sich in vielfältigen Umgebungen ab und können über lange Zeiträume zu Sedimentgesteinen verfestigt werden.
Suche in der Enzyklopädie