Whig-Partei: Entstehung, Politik und Einfluss in Großbritannien
Whig-Partei: Entstehung, Politik & Einfluss in Großbritannien — Machtkampf mit den Tories, Rolle in der Glorious Revolution und ihr Erbe in der liberalen Politik.
Die Whigs (Whig-Partei) waren zunächst eine politische Fraktion und später eine dauerhafte politische Partei in den Parlamentsversammlungen von England, Schottland, Großbritannien, Irland und des Vereinigten Königreichs. Zwischen den 1680er und den 1850er Jahren stritten sie beständig mit ihren Rivalen, den Tories, um die politische Vorherrschaft und die Richtung der britischen Politik.
Entstehung und Hintergrund
Der Ursprung der Whigs liegt im Umfeld des konstitutionellen Monarchismus und in der Opposition gegen die Ausweitung absoluter königlicher Macht. Namensgebend waren politische Konflikte der 1670er und 1680er Jahre, insbesondere die sogenannte Exclusion Crisis (1679–1681), bei der es um die Frage ging, ob der katholisch sympathisierende James, Duke of York, von der Thronfolge ausgeschlossen werden sollte. Die Whigs traten dafür ein, die Macht des Königs durch Parlament und Recht zu begrenzen und die protestantische Nachfolge zu sichern.
Rolle in der Glorious Revolution und frühe Erfolge
Die Whigs spielten eine bedeutende Rolle in der Glorreichen Revolution von 1688, die zur Absetzung von James II. und zur Einsetzung von Wilhelm III. und Maria II. führte. Sie waren entschiedene Gegner der Stuarts und richteten sich besonders gegen Personen, die als Heuchler angesehen wurden, weil sie dem römisch-katholischen Glauben zugeneigt schienen. Nach der Revolution festigte sich die Stellung der Whigs als Verteidiger eines parlamentarischen Systems mit eingeschränkter Monarchie.
Whig-Herrschaft und politische Praxis
Im frühen 18. Jahrhundert gelang es den Whigs, ihre Stellung auszubauen: Nach der Thronbesteigung von Georg I. und dem gescheiterten Jakobitenaufstand von 1715 konsolidierten sie ihre Macht. Oft ist von der sogenannten Whig-Oligarchie oder Whig-Dominanz (etwa 1710er–1760er) die Rede, in der prominente Whig-Führer großen Einfluss auf Regierung und Verwaltung ausübten. Besonders hervorzuheben ist Robert Walpole, der als einer der ersten de facto Premierminister gilt und die Whig-Politik in den Jahren 1721–1742 prägte.
Politische Grundsätze und Programme
- Parlamentarische Souveränität: Die Whigs setzten sich für die Überlegenheit des Parlaments gegenüber dem Monarchen ein und für die Verankerung von Rechtsstaatlichkeit und Verfassungsprinzipien.
- Religiöse Fragen: Ursprünglich kämpften sie für die protestantische Nachfolge und gegen den politischen Einfluss des Katholizismus; zugleich förderten viele Whigs größere religiöse Toleranz gegenüber protestantischen Dissentern.
- Wirtschaft und Handel: Viele Whigs vertraten die Interessen des Handels, der Finanzwirtschaft und der aufstrebenden Unternehmerklasse; sie unterstützten eine Politik, die Handel, Kolonialexpansion und wirtschaftliche Modernisierung förderte.
- Reformen und Fortschritt: Im Laufe der Zeit neigten Whigs eher zu moderaten Reformen—etwa in Verwaltung, Wirtschaft und (später) im Wahlrecht—als zu radikalen Umbrüchen.
Wichtige Persönlichkeiten und Fraktionen
Die Whigs waren keine völlig homogene Kraft; innerhalb der Partei gab es unterschiedliche Strömungen und persönliche Netzwerke (zum Beispiel die Whig Junto). Bedeutende Whig-Politiker waren neben Robert Walpole unter anderen Figuren des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die Partei-Zusammensetzung und -politik stark beeinflussten. Mit der Zeit entstanden auch Gegenströmungen (wie die radikalen Reformer und gemäßigte Aristokraten), die die Partei intern spalteten.
Niedergang, Umwandlung und Vermächtnis
Im späten 18. und besonders im 19. Jahrhundert verlor die klassische Whig-Partei an Geschlossenheit; interne Konflikte, die veränderte soziale und ökonomische Struktur Großbritanniens sowie die Ausbreitung neuer politischer Ideen führten zu einem Wandel. Viele Whig-Ideen—Parlamentarismus, Bürgerrechte, wirtschaftliche Liberalisierung—fanden ihren Niederschlag später in der Liberalen Partei, die Mitte des 19. Jahrhunderts als Bündnis verschiedener reformorientierter Gruppen entstand. Die Whigs hinterließen ein dauerhaftes politisches Erbe: die Stärkung des Parlaments, eine Tradition parlamentarischer Regierung und die Entwicklung eines liberalen Denkens in Großbritannien.
Einfluss über Großbritannien hinaus
Die Whig-Ideale wirkten auch in den britischen Kolonien und prägten politische Debatten über Verfassung, Rechte und Verwaltung. In den USA und anderen Teilen des Empires fanden whiggish geprägte Konzepte von Freiheit und parlamentarischer Kontrolle Widerhall—wenn auch in völlig unterschiedlichen historischen Kontexten.
Insgesamt lassen sich die Whigs als eine zentrale Kraft der britischen Politik vom späten 17. bis zum mittleren 19. Jahrhundert beschreiben: Sie trugen maßgeblich zur Herausbildung moderner, parlamentarischer und liberaler Staatsprinzipien bei und bildeten einen wichtigen Vorläufer für die späteren liberalen Parteien Großbritanniens.
Fragen und Antworten
F: Wer waren die Whigs?
A: Die Whigs waren eine politische Gruppierung und später eine politische Partei in den Parlamenten von England, Schottland, Großbritannien, Irland und dem Vereinigten Königreich.
F: Wer waren die Rivalen der Whigs?
A: Die Rivalen der Whigs waren die Tories.
F: Wie sind die Whigs entstanden?
A: Der Ursprung der Whigs liegt im konstitutionellen Monarchismus und in der Opposition zur absoluten Monarchie.
F: Bei welchem wichtigen Ereignis spielten die Whigs eine große Rolle?
A: Die Whigs spielten eine wichtige Rolle bei der Glorreichen Revolution von 1688.
F: Wer waren die Feinde der Whigs?
A: Die Feinde der Whigs waren die Stuart-Könige und Prätendenten, die römisch-katholisch waren.
F: Wann übernahmen die Whigs die volle Kontrolle über die Regierung und wie lange blieben sie an der Macht?
A: Die Whigs übernahmen 1715 die volle Kontrolle über die Regierung und blieben bis zur Thronbesteigung von König Georg III. im Jahr 1760 an der Macht.
F: Welche politische Partei übernahm im späteren 19. Jahrhundert viele der Ideen der Whigs?
A: Viele der Ideen der Whigs wurden im späteren 19. Jahrhundert von der Liberalen Partei übernommen.
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