Mittelmeerkamm: Tektonischer Rücken im Mittelmeer – Entstehung & Folgen
Mittelmeerkamm: Entstehung durch Subduktion, Auswirkungen auf Zypern, Meeresboden und mögliche Gebirgsbildung – prägnante Erklärung zu Tektonik und Folgen.
Lage und Aufbau
Der Mittelmeerkamm ist ein breiter tektonischer Grat auf dem Meeresboden des Mittelmeerbeckens. Er erstreckt sich in einem groben Viertelkreis von Kalabrien, südlich von Kreta, bis zur südwestlichen Ecke der Türkei und von dort ostwärts südlich der Türkei, mit Zypern. Teile dieses Systems werden in der Fachliteratur auch als Calabrische, Hellenische und Zypern‑Bögen beschrieben – zusammen bilden sie einen komplexen, geschwungenen Bergrücken auf dem Boden des Mittelmeers.
Tektonische Ursache und Entstehungsmechanismus
Nach der allgemein anerkannten tektonischen Theorie ist der Mittelmeerkamm Ausdruck von Subduktions- und Kollisionsprozessen: Die Subduktion der Afrikanischen Platte unter die eurasische und die anatolische Platte führt zur Aufwölbung und Hebung des Meeresbodens. Während die Afrikanische Platte langsam nord‑ bis nordostwärts driftet, drückt und schiebt sie Material an den Randzonen empor. Dadurch wird der Meeresboden lokal gehoben, teilweise über den Meeresboden hinaus angehoben und kann schließlich als Insel oder Inselkette erscheinen, wie etwa Zypern.
Wie die Hebung abläuft (Kurz erklärt)
- Subduktion: Dichte ozeanische Lithosphäre taucht unter eine andere Platte ab. Dabei bildet sich ein Tiefseetrog und ein darüber liegender Bergrücken bzw. Vorlandbereich.
- Akkrition und Akkretionskeil: Sedimente und ozeanische Gesteine werden an der Oberkante der subduzierenden Platte aufgestapelt und gehoben.
- Slab‑Rollback und Rückschreitende Gräben: In vielen Bereichen der östlichen Mittelmeerregion führt das Absinken der subduzierenden Platte dazu, dass der Graben zurückweicht und dahinter ein Rückarc (z. B. die Aegäische Dehnung) entsteht.
- Kollision und Ophiolithaufhebung: Ozeanische Kruste kann als Ophiolith‑Komplex angehoben werden (bekanntes Beispiel ist der Troodos‑Komplex auf Zypern), wodurch Inseln aus ehemals ozeanischem Material entstehen.
Geologische Besonderheiten und regionale Unterschiede
Der Mittelmeerkamm ist nicht einheitlich: Die Subduktionsgeometrie variiert entlang des Bogens. So unterscheidet man unter anderem den calabrischen Teil im Westen, den hellenischen Bogen südlich von Kreta und den Zypernraum im Osten. Die Bewegungsraten betragen typischerweise einige Millimeter bis wenige Zentimeter pro Jahr, sind aber lokal unterschiedlich.
Wichtig ist außerdem die Rolle der Nordwärtsbewegung Afrikas kombiniert mit Bewegungen kleinerer Platten und Mikroplatten (z. B. der Anatolischen Platte). Durch diese unterschiedlichen Bewegungen entstehen komplexe Verformungsmuster, Spaltung der Subduktionszone, variable Subduktionswinkel und unterschiedliche Deformationsraten entlang des Kamms.
Folgen: Erdbeben, Vulkanismus, Landschaftsbildung
Die aktive Subduktion macht den Raum um den Mittelmeerkamm zu einer seismisch und tektonisch sehr aktiven Zone. Zu den wichtigsten Folgen gehören:
- Erdbeben: Starke, zum Teil zerstörerische Erdbeben treten regelmäßig auf. Historische Beispiele und zahlreiche moderne Ereignisse zeigen die hohe seismische Gefährdung.
- Tsunamis: Subduktionsbeben und Hangrutschungen am Kontinentalhang können Tsunamis auslösen, die Küstenregionen bedrohen.
- Vulkanismus und Hydrothermale Erscheinungen: In einigen Bereichen der östlichen Mittelmeers ist Vulkanismus beteiligt oder nahestehende Prozesse (z. B. im ionischen Bereich, Santorin‑System in der Ägäis als Folge von Subduktionsdynamik).
- Hebung von Inseln und Bildung von Gebirgen: Längerfristig führt die Akkretion und Kollision zur Bildung von Inseln (z. B. Kreta, Zypern) und kann über Millionen Jahre zu Gebirgsbildungen führen.
Zukunftsperspektive – „Wird das Mittelmeer verschwinden?“
Die Vorstellung, dass der Mittelmeerkamm das Mittelmeer „zerstören“ könnte, ist eine Verkürzung. Wissenschaftlich lässt sich sagen: Bei anhaltender Konvergenz können über geologische Zeiträume (Millionen Jahre) Becken verlandet, Meeresteile abgetrennt oder zu Gebirgszügen umgebaut werden. Solche Prozesse geschehen jedoch sehr langsam und nicht innerhalb menschlicher Zeitmaßstäbe. Konkret kann sich der Bergrücken weiter aufwölben und zu einem längeren Gebirgskörper auswachsen, doch das würde viele Millionen Jahre in Anspruch nehmen.
Zusammenfassung
- Der Mittelmeerkamm ist ein ausgedehnter tektonischer Bogen auf dem Meeresboden des Mittelmeers, der sich von Kalabrien über den südlichen Raum Kreta bis in den Bereich südlich der Türkei und Zypern erstreckt.
- Er entsteht durch die Subduktion der Afrikanischen Platte unter eurasische/anatolische Terrains, begleitet von Akkretion, Hebung und teilweise Ophiolithaufhebung.
- Regionale Folgen sind starke Erdbeben, Tsunamis, Vulkanismus und langfristige Hebung von Inseln bzw. Gebirgsbildung.
- Eine „Zerstörung“ des Mittelmeers würde allenfalls im Sinne sehr langfristiger geologischer Veränderungen möglich sein – nicht innerhalb von Menschenleben.


Wo der Grat ist
Fragen und Antworten
F: Was ist der Mittelmeerkamm?
A: Der Mittelmeerrücken ist ein breiter Bergrücken auf dem Boden des Mittelmeers.
F: Wo befindet sich der Mittelmeerrücken?
A: Der Mittelmeerrücken verläuft in einem groben Viertelkreis von Kalabrien, südlich von Kreta, bis zur südwestlichen Ecke der Türkei und von dort aus nach Osten, südlich der Türkei, bis nach Zypern.
F: Wodurch entsteht der Mittelmeer-Rücken?
A: Die Afrikanische Platte, die sich unter die Eurasische und Anatolische Platte schiebt, verursacht den Mittelmeerrücken.
F: Was passiert, wenn sich die Afrikanische Platte nach Nord-Nordosten bewegt?
A: Wenn sich die Afrikanische Platte in nordnordöstlicher Richtung bewegt, hebt sie den Boden des Mittelmeers vom Meeresgrund ab und bildet die Insel Zypern.
F: Was könnte passieren, wenn die Nordwärtsbewegung Afrikas anhält?
A: Wenn sich Afrika weiter nach Norden bewegt, könnte der Mittelmeerrücken zu einem langen und hohen Gebirgszug anwachsen und das Mittelmeer zerstören.
F: Wie entsteht der Mittelmeerrücken?
A: Der Mittelmeerrücken bildet sich, wenn die Afrikanische Platte unter die Eurasische und Anatolische Platte abtaucht.
F: Welchen Einfluss hat der Mittelmeerrücken auf die Entstehung Zyperns?
A: Die Entstehung Zyperns ist das Ergebnis der Hebung des Bodens im Mittelmeerraum, die durch die nordnordöstliche Bewegung der Afrikanischen Platte verursacht wurde, die sich schließlich über den Meeresspiegel erhob und die Insel bildete.
Suche in der Enzyklopädie