Aurora: Römische Göttin der Morgenröte – Mythen & Familie

Aurora — die römische Göttin der Morgenröte: Mythen, Liebesgeschichten und Familienbande von Tithonus bis zu ihren vier Söhnen. Erfahre mehr über Legenden & Symbolik.

Autor: Leandro Alegsa

Die Phänomene, die man in der Atmosphäre beobachten kann, werden im Deutschen oft mit Aurora bezeichnet – dazu zählen die Morgenröte ebenso wie die Polarlichter (Aurora borealis und aurora australis), die in der Literatur und Wissenschaft auf das Motiv der aufgehenden Dämmerung zurückgreifen.

Aurora war das antike römische Gegenstück zur Eos, der altgriechischen Göttin der Morgenröte. Der Name Aurora ist das lateinische Wort für Morgenröte und leitet sich von indogermanischen Wurzeln für „glänzen“ bzw. „dämmern“ ab. In der römischen und griechischen Bildsprache erscheint Aurora/Eos häufig als geflügelte Göttin, die den neuen Tag ankündigt und über den Horizont fährt.

Aurora erneuert sich jeden Morgen in der Morgendämmerung und fliegt über den Himmel; sie kündigt die Ankunft des Morgens an. In den Überlieferungen hat sie familiäre Beziehungen zu anderen Himmelsgestalten: Ihr Bruder ist die Sonne (Sol), und ihre Schwester ist der Mond (Luna). In vielen Quellen werden ihr mehrere Ehemänner und Geliebte zugeschrieben; bekannte Liebhaber sind unter anderem Tithonus und in manchen Erzählungen auch Cephalus. Aus verschiedenen Verbindungen stammen bei einigen Überlieferungen vier Söhne, die mit den Himmelsrichtungen und den Winden in Verbindung gebracht werden.

In der griechischen Überlieferung sind diese Söhne eng mit den Anemoi, den Winden, verknüpft: Boreas (Norden), Eurus (Osten), Notos (Süden) und Zephyrus (Westen). In der römischen Tradition finden sich entsprechende Entsprechungen oder Varianten der Namen (z. B. Aquilo für Boreas, Auster für Notos, Favonius/Vulturnus für Winde des Westens), wobei die Quellen variieren.

Aurora ist nicht nur mit Eos vergleichbar, sondern findet Parallelen auch in anderen Kulturen, etwa in der vedischen Göttin Ushas der hinduistischen Mythologie, die ebenso als personifizierte Morgenröte wirkt und die Ankunft des Lichts verkündet.

Einer ihrer bekanntesten Liebhaber war Tithonus. In der überlieferten Sage bat Aurora den höchsten Gott – in der griechischen Version Zeus (in römischen Kontexten entspricht das Jupiter) – darum, Tithonus Unsterblichkeit zu schenken. Sie vergaß dabei jedoch, auch ewige Jugend zu erbitten. Infolgedessen lebte Tithonus zwar ewig, wurde aber unaufhörlich älter und leidend; in manchen Versionen verwandelte er sich schließlich in eine Zirpe (eine Art Zikade) oder einen anderen kreischenden, altersgezeichneten Vogel, womit das Motiv der bittersüßen Unsterblichkeit literarisch verarbeitet wurde.

Die Gestalt der Aurora tritt häufig in der antiken Dichtung auf (z. B. bei Ovid und Vergil) und wurde später in der europäischen Literatur vielfach rezipiert. So findet sich eine Anspielung in William Shakespeares Romeo und Julia (I.i.), wo Montague über den liebeskranken Romeo spricht:

Aber alles so schnell, wie die strahlende Sonne

Sollte es im äußersten Osten zu einer

Die schattigen Vorhänge von Auroras Bett,

Weg vom Licht stiehlt mein schwerer Sohn nach Hause...

Auch das viktorianische Gedicht "Tithonus" von Lord Alfred Tennyson verarbeitet das Motiv der unaufhörlichen, aber erschöpfenden Rückkehr der Morgendämmerung; dort erscheint Aurora als wiederkehrende Erscheinung, deren Erscheinen Trost und zugleich Schmerz bedeutet:

Wieder einmal stiehlt der alte geheimnisvolle Schimmer

Von deinen reinen Brauen und von deinen reinen Schultern,

Und die Brust schlägt mit erneuertem Herzen.

Deine Wange beginnt sich durch die Düsternis zu röten,

Deine süßen Augen erhellen sich langsam in der Nähe meiner,

Und doch blenden sie die Sterne und die wilde Mannschaft

Die dich lieben und sich nach deinem Joch sehnen, erhebe dich,

Und schütteln die Dunkelheit aus ihren gelockerten Mähnen,

Und die Dämmerung in Feuerschuppen schlagen.

In der bildenden Kunst wird Aurora oft als jugendliche, geflügelte Frau dargestellt, die ein von Rosenduft umgebenes Gefährt lenkt oder den Himmel mit Rosen und Licht erfüllt. Münzen, Reliefs und Fresken der Antike zeigen sie gelegentlich in dieser ikonographischen Rolle.

Religiös spielte Aurora in Rom keine dominante Rolle wie etwa Jupiter oder Minerva; sie war eher eine poetische und symbolische Figur des Tagesanbruchs und wurde in literarischen, künstlerischen und rituellen Kontexten erwähnt, weniger als zentraler Kultgott mit großen Tempeln.

Der Asteroid 94 Aurora wurde nach ihr benannt und erinnert in der modernen Astronomie an die mythologische Tradition, Himmelskörper nach Gestalten der klassischen Mythologie zu benennen.

Gemälde aus dem 18. Jahrhundert von Francesco de Mura Aurora, Göttin des Morgens und Tithonus, Prinz von Troja - Aurora e TitoneZoom
Gemälde aus dem 18. Jahrhundert von Francesco de Mura Aurora, Göttin des Morgens und Tithonus, Prinz von Troja - Aurora e Titone

Aurora, von Guercino, 1621-23 (Deckenfresko im Casino Ludovisi, Rom), ein klassisches Beispiel für die illusionistische Malerei des BarockZoom
Aurora, von Guercino, 1621-23 (Deckenfresko im Casino Ludovisi, Rom), ein klassisches Beispiel für die illusionistische Malerei des Barock

Fragen und Antworten

F: Wer ist Aurora in der römischen Mythologie?


A: Aurora ist das antike römische Äquivalent zu Eos, der antiken griechischen Göttin der Morgenröte.

F: Was macht Aurora jeden Morgen?


A: Jeden Morgen, wenn die Sonne aufgeht, erneuert sich Aurora und fliegt über den Himmel, um ihre Ankunft anzukündigen.

F: Wer sind einige ihrer Familienmitglieder?


A: Ihr Bruder ist die Sonne und ihre Schwester ist der Mond. Außerdem hat sie viele Ehemänner und vier Söhne, einen für jede Himmelsrichtung (Norden, Osten, Süden und Westen).

F: Worum hat Aurora Zeus gebeten, Tithonus zu gewähren?


A: Aurora bat Zeus, Tithonus Unsterblichkeit zu gewähren. Sie versäumte es jedoch, ihn um ewige Jugend zu bitten, so dass er schließlich ewig alterte.

F: Wie wurde Aurora in Lord Alfred Tennysons Gedicht "Tithonus" beschrieben?


A: In Lord Alfred Tennysons Gedicht "Tithonus" wurde Aurora beschrieben als mit reinen Brauen und Schultern und einem erneuerten Herzen; ihre Wangen begannen sich durch die Düsternis zu röten, während ihre süßen Augen langsam in der Nähe der seinen aufleuchteten; bevor sie die Sterne blendeten, sehnte sich ein wildes Gespann, das sie liebte, nach ihrem Joch und schüttelte die Dunkelheit aus ihren gelockerten Mähnen, während sie die Dämmerung in Feuerflocken schlug.

F: Wie beschreibt Montague Romeo in Shakespeares Stück Romeo und Julia?


A: In Shakespeares Stück Romeo & Julia (i.i) beschreibt Montague Romeo als schweren Sohn, der sich aus dem Licht stiehlt, als die alles verschlingende Sonne beginnt, schattige Vorhänge von Auroras Bett im äußersten Osten zu ziehen.

F: Welcher Asteroid wurde nach Aurora benannt?


A: Der Asteroid 94 Aurora wurde nach ihr benannt.


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