Primo Levi (1919–1987): Schriftsteller, Chemiker und Auschwitz-Überlebender

Primo Levi (1919–1987) – italienischer Chemiker, Schriftsteller und Auschwitz-Überlebender. Kraftvolle Erinnerungen und Essays über Menschlichkeit, Schuld und Überleben.

Autor: Leandro Alegsa

Primo Levi (31. Juli 1919 – 11. April 1987) war ein italienisch-jüdischer Chemiker und Schriftsteller. Er war Autor von zwei Romanen und vielen Kurzgeschichten, Gedichten und Essays. Sein bekanntestes Buch ist If This Is a Man (ital. Se questo è un uomo), eine eindringliche, autobiografische Schilderung über seine Zeit als Häftling im Konzentrationslager Auschwitz während des Zweiten Weltkriegs. Levi verbindet in seinen Texten präzise Beobachtung, nüchterne Sprache und moralische Reflexionen und gilt als eine der wichtigsten Stimmen zur Zeugenschaft über den Holocaust.

Leben und wissenschaftliche Laufbahn

Levi wurde 1919 in Turin geboren und wuchs in einer säkularen jüdischen Familie auf. Er studierte Chemie an der Universität Turin und schloss sein Studium mit dem Diplom ab. Wegen der italienischen Rassengesetze verlor er in den frühen 1940er-Jahren berufliche Perspektiven. 1943/1944 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert; dort überlebte er unter anderem, weil seine chemische Ausbildung ihm zu einer Arbeit in einem Labor bzw. in einer chemischen Fabrik im Lager verhalf.

Nach der Befreiung kehrte Levi nach Turin zurück, nahm seine Tätigkeit als Chemiker wieder auf und arbeitete in der Industrie. Neben seiner beruflichen Arbeit schrieb er weiterhin literarische Texte, Essays und Reportagen, die ihn international bekannt machten.

Werk und thematische Schwerpunkte

Levis Werk lässt sich nicht nur als Zeugnis des Holocaust lesen; er schrieb auch über Wissenschaft, Erinnerung, Moral und die menschliche Bedingung. Einige seiner wichtigsten Bücher sind:

  • If This Is a Man (Se questo è un uomo) – autobiographische Darstellung des Lebens in Auschwitz; nüchtern, dichten Erinnerungsprosa.
  • The Truce (La tregua) – Bericht über seine Rückkehr nach Italien und die langen Wege der Heimkehr durch ein vom Krieg gezeichnetes Europa.
  • The Periodic Table (Il sistema periodico) – eine Sammlung von Erzählungen, die Elemente des Periodensystems als Ausgangspunkte für Lebensgeschichten und Reflexionen über das Handwerk des Chemikers nutzen; vielfach als eine Brücke zwischen Wissenschaft und Literatur gewürdigt.
  • La chiave a stella – spätere Prosa, in der Levi technische und menschliche Themen verknüpft; zeigt seinen Blick auf Arbeit, Fertigkeiten und Würde.

Stilistisch zeichnet sich Levi durch Klarheit, Sachlichkeit und eine oft ironische Distanz aus. Seine Texte arbeiten häufig ohne pathetische Steigerung, stattdessen dominieren genaue Beobachtungen, moralische Fragen und Reflexionen über Sprache und Erinnerung.

Rezeption und Vermächtnis

Levi gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen zum Holocaust. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und sind Gegenstand literaturwissenschaftlicher, historischer und ethischer Debatten. Er wird vielfach als Mahner gegen das Vergessen zitiert; seine Schilderungen werden in Schulen und Universitäten als primäre Quellen für die Vermittlung der NS-Verbrechen verwendet. Nach seinem Tod entstanden Initiativen und Einrichtungen, die sein Leben und Werk bewahren und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus fördern.

Tod

Levi war Atheist und wurde in Turin geboren. Er beging dort (wahrscheinlich) Selbstmord, indem er die Treppe seines Hauses hinuntersprang. Die Umstände seines Todes am 11. April 1987 sind bis heute Gegenstand von Diskussionen; einige Zeitgenossen und Forscher betrachten seinen Tod als bewusste Tat, andere halten einen tragischen Unfall für möglich. Unbestritten bleibt der tiefgreifende Einfluss, den Levi mit seinen Büchern auf das literarische und moralische Bewusstsein des 20. Jahrhunderts ausgeübt hat.

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Primo Levi

Teilweise Bibliographie

  • Wenn dies ein Mensch ist (Wenn dies ein Mensch ist, 1947 und 1958)
  • La tregua (Der Waffenstillstand, 1963)
  • Das System des Periodensystems (Das Periodensystem, 1975)
  • Der Schraubenschlüssel (Der Schraubenschlüssel, 1978)
  • La ricerca delle radici (Die Suche nach den Wurzeln: Eine persönliche Anthologie, 1981)
  • Se non ora, quando? (Wenn nicht jetzt, wann dann? , 1984)
  • L'altrui mestiere (Andere Volksberufe, 1985)
  • I sommersi e i salvati (Die Ertrunkenen und die Geretteten, 1986)


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