Joschka Fischer

Joseph Martin "Joschka" Fischer (geb. 12. April 1948) war von 1998 bis 2005 deutscher Außenminister und Vizekanzler in der Regierung von Gerhard Schröder. Er war eine führende Persönlichkeit der deutschen Grünen und laut Meinungsumfragen [1] während des größten Teils der Regierungszeit der beliebteste Politiker in Deutschland. Er hat sein Amt am 22. November 2005 niedergelegt.

Frühes Leben

Fischer wurde im baden-württembergischen Gerabronn geboren. Seine Eltern waren Deutsche aus Ungarn. Sein Spitzname Joschka stammt von Jóska, dem ungarischen Spitznamen für Joseph (ungarisch: József). Fischer brach 1965 das Gymnasium ab und begann bei einem Fotografen zu arbeiten, den er 1966 verließ.

Ab 1967 engagierte er sich in der deutschen Studentenbewegung und in der linken Politik. Als er in einer linken Buchhandlung in Frankfurt arbeitete, begann er als Gaststudent zu linken Hochschulveranstaltungen zu gehen. Er studierte die Werke von Marx, Mao und Hegel und wurde Mitglied der militanten Gruppe "Revolutionärer Kampf".

Fischer nahm an einigen Straßenschlachten teil, als die anarchistische Putzgruppe die Polizei angriff und einige Beamte schwer verletzte (im Deutschen kann das Wort "Putz" eine Putzfrau bedeuten, aber in der Putzgruppe ist es ein Akronym. Das bedeutet, dass die Buchstaben für andere Wörter stehen. Proletarische Union für Terror und Zerstörung, d.h. die Arbeitergewerkschaft für Terror und Zerstörung). Fotos von einer Schlacht im März 1973 zeigen Fischer-Clubbing-Polizist Rainer Marx [2]. beim Training (Foto)

Im Deutschen Herbst 1977 kam es zu zahlreichen Terroranschlägen der Roten Armee Fraktion (RAF). Diese Anschlaege, insbesondere die Entfuehrung und Ermordung von Hanns-Martin Schleyer, veranlassten Fischer, auf Gewalt zu verzichten, um einen politischen Wandel herbeizufuehren.

Stattdessen engagierte er sich in den neuen sozialen Bewegungen und später in der neu gegründeten Deutschen Grünen Partei, vor allem in Hessen.

Im Mai 1981 wurde der Wirtschaftsminister des Landes Hessen, Heinz-Herbert Karry, ermordet. Die Waffe, mit der der Minister getötet wurde, wurde 1973 von einem amerikanischen Armeestützpunkt gestohlen, wobei Fischers Auto bei dem Raubüberfall benutzt wurde.

Als Aussenminister entschuldigte sich Fischer fuer die Gewalt seiner Putzgruppe-Tage,

Grüne Politikerin

Von 1983 bis 1985 war Fischer Bundestagsabgeordneter für die Grünen. In der ersten sozialdemokratisch-grünen Koalition (1985-1987) wurde er hessischer Umweltminister. Fischer erregte Aufsehen, als er in Turnschuhen zur Amtseid-Zeremonie erschien. Diese Turnschuhe sind heute in einem Museum in Bonn ausgestellt.

Von 1991 bis 1994 war Fischer erneut Umweltminister in Hessen und wurde später Ko-Vorsitzender der Grünen Bundestagsfraktion. Waehrend seiner Jahre in der Opposition wurde Fischer fuer seine Reden respektiert. Für einen Großteil der 1990er Jahre war er bei der SPD nicht sehr beliebt und wurde von Fischers Freunden oft als "echter" Oppositionsführer bezeichnet.

Joschka Fischer mit dem ehemaligen US-Außenminister Colin Powell.Zoom
Joschka Fischer mit dem ehemaligen US-Außenminister Colin Powell.

Außenminister

Im September 1998 schlugen die Sozialdemokraten unter Führung von Gerhard Schröder die christdemokratische Regierung von Helmut Kohl. Mit den 42% der SPD und den 7% der Grünen konnte eine Koalitionsregierung gebildet werden. Nach mehrwöchigen Gesprächen zwischen Sozialdemokraten und Grünen übernahm die neue Regierung am 27. Oktober 1998 die Macht. Fischer wurde Außenminister.

1999 unterstützte Fischer die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg. Dies war innerhalb der weitgehend pazifistischen Grünen sehr umstritten, weil damit erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten aktiv in den Kampf zogen. Er begründete diesen Krieg mit dem Vorwurf, Serbien plane einen Völkermord an den Kosovo-Albanern.

Fischer sprach sich auch für die Stationierung deutscher Truppen in Afghanistan aus, riet Schröder aber davon ab, sich am Krieg im Irak zu beteiligen. Er ist als guter Freund von Kofi Annan bekannt. Er war 2005 nach Hans-Dietrich Genscher der zweitälteste dienstälteste Außenminister der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Im Jahr 2005 wurde Fischer von Kritikern vorgeworfen, die Kontrollen der Visabestimmungen für die Ukraine leichtfertig gelockert zu haben und damit vielen illegalen Einwanderern die Einreise nach Deutschland mit gefälschten Identitäten zu ermöglichen. Ein parlamentarischer Ausschuss wurde eingesetzt, um den Fall zu untersuchen. Anders als bei anderen Anhörungen dieses Ausschusses wurde Fischers Aussage (und die anderer Spitzenbeamter) live im öffentlichen Fernsehen übertragen. Fischers Auftritt vor dem Ausschuss dauerte zwölf Stunden. (Siehe deutsche Visa-Affäre 2005).

Nach der Niederlage der Regierungskoalition bei der Wahl 2005 kuendigte Fischer an, er werde sich auf die Hinterbank zurueckziehen. "Nach 20 Jahren an der Macht will ich jetzt meine Freiheit zurueck haben", wurde er mit den Worten zitiert. Am 13. Oktober 2005 wurde bekannt gegeben, dass Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Nachfolge Fischers als Außenminister antreten werde.

Fischer mit dem australischen Außenminister Alexander Downer im Jahr 2005.Zoom
Fischer mit dem australischen Außenminister Alexander Downer im Jahr 2005.

Leben nach der Politik

Seit Anfang September 2006 ist Joschka Fischer Senior Fellow am Liechtensteinischen Institut für Selbstbestimmung an der Universität Princeton, Gastprofessor an der Woodrow Wilson School of Public and International Affairs an der Universität Princeton. Er hat auch an anderen amerikanischen Universitäten, insbesondere an der Brandeis University, zu verschiedenen Themen im Bereich auswärtige Angelegenheiten und internationale Beziehungen gesprochen.

Privatleben

Fischer war oft der beliebteste deutsche Politiker, auch bei Anhängern anderer Parteien.

Bis 1996 war Fischer ein unverblümter Liebhaber guter Weine und Speisen. Oft wettete er mit anderen Politikern Kisten mit teurem Wein auf den Ausgang von Wahlen. Fischer sei auch uebergewichtig gewesen. Innerhalb kurzer Zeit verlor er sehr viel Gewicht. Fischer sagte, dies sei darauf zurueckzufuehren, dass er ganz auf Alkohol verzichtet und seine Ernaehrung umgestellt habe. Ausserdem habe er Fitnesstraining gemacht und sei sogar Marathon gelaufen. Er kassierte seinen Gewichtsverlust, indem er das Buch Mein langes Rennen zu mir selbst über seine Erfahrungen schrieb, das sofort zu einem Bestseller wurde. In letzter Zeit hat er wieder zugenommen.

Fischer war fünf Mal verheiratet: Seine ersten vier Ehen mit Edeltraud Fischer (1967-1984), Inge Vogel (1984-1987), Claudia Bohm (1987-1999) und Nicola Leske (1999-2003) endeten alle in Scheidung. Im Oktober 2005 heiratete er (in Rom) Minu Barati, die zwei Jahre lang seine Lebensgefährtin war. Mit Inge, seiner zweiten Frau, hat er zwei Kinder: David und Lara. Im April 2005 wurde Fischer zum ersten Mal Großvater.


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