Lager Norderney – Nazikonzentrationslager auf Alderney: Fakten & Geschichte
Lager Norderney (Alderney): Fakten & Geschichte der Nazi-Konzentrationslager auf den Kanalinseln — Bau, Häftlinge, Opfer.
Koordinaten: 49°43′41″N 2°10′41″W / 49.72806°N 2.17806°W / 49.72806; -2.17806 Lager Norderney war ein Konzentrationslager der Nazis auf Alderney (eine der Kanalinseln). Es war nach der ostfriesischen Insel Norderney benannt und gehörte zu den vier Lagern, die die Deutschen auf Alderney errichteten.
Lage, Benennung und Aufbau
Auf der Insel entstanden vier Außenlager, die als Nebenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in Hamburg (Deutschland) betrieben wurden. Jedes dieser Außenlager erhielt den Namen einer friesischen Insel:
- Lager Norderney in Saye
- Lager Borkum in Platte Saline
- Lager Sylt in der Nähe des alten Telegraphenturms in La Foulère
- Lager Helgoland in der nordwestlichen Ecke der Insel
Insgesamt waren auf Alderney etwa 6.000 Häftlinge interniert; nach Schätzungen starben rund 700 Menschen in diesen Lagern. Damit handelte es sich um die einzigen bekannten Nazi-Konzentrationslager auf britischem Boden.
Organisation und Zweck
Die Lager wurden von der Schutzstaffel - SS-Baubrigade I - organisiert, die zunächst unter Aufsicht des Konzentrationslagers Sachsenhausen stand und seit Mitte Februar 1943 dem Lager Neuengamme in Norddeutschland unterstellt war. Die Häftlinge wurden überwiegend als Zwangsarbeiter für die Organisation Todt eingesetzt. Diese Bauorganisation nutzte die Arbeitskräfte zum Bau von Bunkern, Geschützstellungen, Luftschutzbunkern und weiteren Betonbefestigungen auf der Insel und an der Küste.
Häftlinge, Arbeitszwang und Lebensbedingungen
Im Lager Norderney waren vor allem europäische Zwangsarbeiter untergebracht – meist Menschen aus Osteuropa, aber auch spanische und andere Nationalitäten – sowie russische Zwangsarbeiter. Die Gefangenen in Lager Norderney und Lager Sylt wurden zu harter Zwangsarbeit für den Ausbau der militärischen Verteidigungsanlagen gezwungen. Das Lager Sylt beherbergte insbesondere jüdische Häftlinge und ist in vielen Berichten wegen seiner extremen Brutalität und hohen Sterblichkeit hervorgehoben worden; teilweise wird es in der Literatur auch als Vernichtungslager bezeichnet.
Die Lager Borkum und Helgoland waren formal als "freiwillige" (Hilfswillige) Arbeitslager gekennzeichnet. Dort waren deutsche Techniker und freiwillige Helfer aus verschiedenen Teilen Europas sowie Mitarbeiter der russischen Organisation Todt eingesetzt. Die dort Untergebrachten hatten im Allgemeinen etwas bessere Lebensbedingungen als die Häftlinge in Sylt und Norderney, blieben aber ebenfalls Freiheitsentzug, Zwangsarbeit und strengen Kontrollen ausgesetzt.
Administratives Kommando und Opfer
Im Jahr 1942 wurden Lager Norderney und Lager Sylt – in denen jeweils russische, polnische und jüdische Gefangene festgehalten wurden – dem SS-Hauptsturmführer Max List unterstellt. Viele Häftlinge starben infolge von Misshandlungen, Unterernährung, Krankheiten, mangelhafter medizinischer Versorgung sowie gezielter Gewalt. Bevor die Lager 1944 aufgelöst bzw. geräumt und die verbleibenden Häftlinge nach Deutschland verlegt wurden, verloren über 700 Menschen ihr Leben.
Schließung, Nachkriegszeit und Gedenken
Nach der Evakuierung der Insel gegen Ende 1944 wurden die Lager nicht langfristig als Erinnerungsorte erhalten; Teile der Anlagen wurden zerstört oder überbaut. In der Nachkriegszeit gab es Untersuchungen und Gerichtsverfahren gegen Verantwortliche, doch die Aufarbeitung war langwierig und ist in der Forschung bis heute Gegenstand von Diskussionen. Auf Alderney, in Großbritannien und international wird die Geschichte der Lager zunehmend dokumentiert und erinnert: durch Studien, Denkmäler, Grabpflegen und Mahnmale für die Opfer.
Für weiterführende Informationen und detaillierte Quellenhinweise siehe unter anderem die Literatur zur Geschichte der Konzentrationslager von Alderney (z. B. Auszüge unter Anhang F: Konzentrationslager: Endlösung - Die Endlösung; Alderney, ein Konzentrationslager der Nazis auf der Insel Anglo-Norman). Die Forschung ergänzt und präzisiert laufend die Zahlen und Beschreibungen, weshalb unterschiedliche Quellen leicht abweichende Angaben zu Opferzahlen und Ablauf nennen können.
Verwandte Seiten
- Liste der nationalsozialistischen Konzentrationslager
- Liste der Nebenlager des Konzentrationslagers Neuengamme
- Der Holocaust
Fragen und Antworten
F: Nach was wurden die vier Konzentrationslager auf Alderney benannt?
A: Die vier Konzentrationslager auf Alderney wurden nach den ostfriesischen Inseln Norderney, Borkum, Sylt und Helgoland benannt.
F: Wer betrieb das Lager Norderney und das Lager Sylt?
A: Das Lager Norderney und das Lager Sylt wurden vom SS-Hauptsturmführer Max List geleitet.
F: Wie viele Menschen starben in den Konzentrationslagern auf Alderney?
A: Ungefähr 700 Menschen starben in den Konzentrationslagern auf Alderney.
F: Welche Art von Gefangenen waren im Lager Norderney untergebracht?
A: Im Lager Norderney waren europäische (meist osteuropäische, aber auch spanische) und russische Zwangsarbeiter untergebracht.
F: Welche Art von Gefangenen waren im Lager Sylt untergebracht?
A:Im Lager Sylt waren jüdische Zwangsarbeiter untergebracht.
F: Welche Art von Gefangenen waren im Lager Borkum und Helgoland untergebracht?
A: Die Lager Borkum und Helgoland waren "hilfswillige" Arbeitslager und die Arbeiter in diesen Lagern wurden hart, aber geringfügig besser behandelt als die Häftlinge in den Lagern Sylt und Norderney. Konkret wurde das Lager Borkum für deutsche Techniker und Freiwillige aus verschiedenen europäischen Ländern genutzt, während das Lager Helgoland mit russischen Arbeitern der Organisation Todt belegt war.
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