Fiedel (Fiddle): Definition, Geschichte, Bau & Spielweise der Volksgeige
Fiedel (Fiddle): Entdecken Sie Definition, Geschichte, Bau und Spielweise der Volksgeige – Bauarten, Stimmungen, Spieltechniken und Traditionen kompakt erklärt.
Das Wort Fiedel bezieht sich auf eine Geige, wenn es in der Volksmusik verwendet wird. Viele Leute verwenden es auch einfach als lustiges Wort für "Geige". Jemand, der die Geige spielt, ist ein "Fiedler". Der Bogen wird manchmal als "Fiedelstock" bezeichnet. Das Geigenspiel, oder Fiedeln, ist ein Stil der Volksmusik, der sich durch seine Tanzfähigkeit, rhythmische Betonung und oft durch das Lernen nach Gehör auszeichnet.
Historischer Hintergrund
Das Wort Fiedel wird auch für Instrumente von vor mehreren hundert Jahren verwendet, aus denen sich die Geige entwickelte. Diese Instrumente variierten von Land zu Land und von Zeit zu Zeit sehr stark. Sie waren von unterschiedlicher Form und Größe und hatten sogar viele verschiedene Namen. Oft wurden sie an die Brust gehalten, anstatt unter das Kinn gesteckt zu werden. Im Mittelalter wurde von den Tanzmeistern oft eine kleine, schmale Geige, Bausatz genannt, benutzt. Sie war klein genug, um in eine Tasche gesteckt zu werden. In Südosteuropa gab es sogar eine Fiedel, deren Bauch (die Vorderseite des Instruments) aus Haut bestand. Fiddle-Saiten wurden gewöhnlich aus Darm hergestellt.
Die Entwicklung zur klassischen Violine und parallel dazu die lebendige Tradition der Fiddle-Spielweise verlief in verschiedenen Regionen unterschiedlich. Während sich die Konzertvioline im 17. und 18. Jahrhundert in Handwerks- und Konzerttraditionen formalisierte, blieben in der Volksmusik viele ältere Spielweisen, Bauformen und Stimmungen erhalten. Deshalb sehen wir heute eine große Vielfalt an Fiddle-Stilen — von Irish Fiddle über schottische, skandinavische und osteuropäische Traditionen bis hin zu amerikanischen Stilen wie Bluegrass und Old-Time.
Bau und Bauweise
Viele Fideln haben Stege, die oben flacher sind als die der klassischen Geigen. Die flacheren Stege erleichtern das Spielen von Akkorden und den schnellen Bogenwechsel von einer Saite zur anderen. Die Bauweise einer Fiedel kann je nach Region variieren:
- Decke, Boden und Zargen aus Holz (bei einigen traditionellen Instrumenten auch Bauch aus Haut).
- Flacherer Steg für gleichzeitiges Spielen mehrerer Saiten.
- Stärkere oder kürzere Hälse bei bestimmten regionalen Instrumenten.
- Einfachere Befestigungen des Kinnhalters oder ganz ohne, da viele Fiddler das Instrument anders halten als klassische Geiger.
Die Saiten sind auf verschiedene Weise gestimmt. Ein Spieler kann sogar die Stimmung ändern, um verschiedene Musikstücke zu spielen. Andere Stimmungen als die normale G-D-A-E-Stimmung, wie G-D-G-D oder A-E-A-A-E, sind üblich. Eine, zwei oder drei der Saiten können für einen Bordun (Dauerton) verwendet worden sein, während die Melodie auf der/den obersten Saite(n) gespielt wurde.
Stimmungen (Tuning) — Beispiele
- Standard: G–D–A–E (wie bei Konzertgeige)
- Cross-tuning / Open tuning: z. B. G–D–G–D (häufig in amerikanischer Old-Time-Musik)
- Modalstimmungen: z. B. A–E–A–E oder A–A–E–A (für bestimmte Tonarten und Resonanzen)
- Bordunstimmungen: eine oder mehrere Saiten dienen als Dauerton zur Begleitung
Spieltechnik und Bogenführung
Viele Geiger haben keine klassische Ausbildung erhalten, sondern haben gelernt, indem sie anderen Geigern zuhörten und sie kopierten. Die Musik, die sie spielen, ist meist Tanzmusik. Das klassische Geigenspiel hat sich aus dem ländlichen Geigenspiel entwickelt. Die meisten Fiddlerinnen und Fiddler verwenden Bögen, die den Geigenbögen entsprechen, aber in einigen Ländern wie Ungarn verwenden sie kürzere, schwerere Bögen mit Rosshaar, das um den Frosch (die Ferse des Bogens) gebunden ist. Bei dieser Art von Bogen spannt der Spieler das Haar, indem er es beim Spielen zusammendrückt.
Charakteristisch für Fiddle-Spielweisen sind:
- Starker Rhythmus, oft betonte Burgerschläge (Downbeats) für Tänze.
- Verzierungen wie Slides, Grace Notes, Double Stops (zwei Töne gleichzeitig) und schnelle Triller.
- Improvisation und Variation von Melodien; viele Fiddler entwickeln persönliche Versionen bekannter Tunes.
- Techniken zur Klangfärbung, z. B. offenes Saitenspiel, Doppeltöne und percussive Bogenanschläge.
Regionale Spielstile
Fiddle-Spiel ist sehr regional geprägt. Einige bekannte Stile:
- Irischer Fiddle-Stil: oft ornamentreich, mit Reels, Jigs und Slides.
- Schottischer Fiddle: enthält Strathspeys, Pipes-Influence, gesprochene Rhythmen.
- Skandinavische Fiddle: z. B. schwedische polskas mit spezieller Betonung; finnische und norwegische Varianten mit reichem Repertoire.
- Osteuropäische Fiddles: oft improvisatorisch, mit Maqams-ähnlichen Skalen und intensiven Gesten.
- Amerikanische Stile: Old-Time, Bluegrass, Cajun — beeinflusst von europäischen Traditionen, afrikanischen Rhythmen und amerikanischer Erzählkultur.
Soziale Rolle und Überlieferung
Die Fiedel wurde von Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft gespielt: vom Adligen bis zum einfachen Bauern. Viele von ihnen waren Minnesänger, die wichtige Leute unterhielten. Einige von ihnen waren vielleicht in der Lage, Noten zu lesen, aber viele hätten es gelernt, indem sie andere Spieler kopiert und die Musik auswendig gelernt hätten. Bei wichtigen Festen mögen die Spielleute Musik gespielt haben, während sie auf den hohen Tisch gingen, wenn das Essen hereingebracht wurde. Sie spielten zur Begleitung von Tänzern und Sängern und sogar Akrobaten. Wir können auf alten Gemälden sehen, dass sie manchmal mit anderen Instrumenten wie Trompeten, Trommeln oder Schlagzeug spielten.
Wir kennen die Musik, die sie spielten, nicht vollständig, weil vieles nie niedergeschrieben wurde, aber einige Melodien, die wir heute noch hören, könnten aus diesen alten Traditionen stammen. Melodien werden oft mündlich weitergegeben — von Ohr zu Ohr — so dass manche Tunes über Jahrhunderte erhalten blieben. Beispiele sind bestimmte amerikanische "old-time"-Melodien oder einige bretonische Tunes, die über Generationen tradiert wurden.
Instrumentenpflege, Saiten und Zubehör
Zur Pflege einer Fiedel gehören regelmäßiges Reinigen, Überprüfen des Steges und der Wirbel sowie das richtige Lagern (nicht zu heiß, nicht zu trocken). Moderne Fiddle-Saiten sind oft aus Stahl oder synthetischen Materialien; traditionelle Darm-Saiten werden aber bis heute von vielen Spielern wegen ihres warmen Klangs geschätzt.
- Bogenhaar erneuern (Nachspannen / Nachspannen prüfen)
- Stegstellung und Saitenlage kontrollieren
- Kinnhalter und Schulterstütze nach Spielerwunsch anpassen
- Saitenwechsel regelmäßig durchführen (abhängig von Spielhäufigkeit und Kultur)
Lehre und Weitergabe
Fiddle-Lernen erfolgt häufig in informellen Kontexten: Sessions, Tanzveranstaltungen, Hauskonzerte und durch das Zuhören erfahrener Spieler. In den letzten Jahrzehnten entstanden aber auch formellere Lehrangebote: Workshops, Kurse, Musikschulen und Online-Tutorials, die traditionelle Stile systematisch vermitteln. Die Kombination von Gehörbildung und Notenkenntnis ist heute oft der beste Weg, um sowohl traditionelle Authentizität als auch technische Fertigkeiten zu erwerben.
Fazit
Die Fiedel ist mehr als nur eine regionale Variante der Geige: Sie ist ein lebendiges, vielseitiges Instrument mit tiefen Wurzeln in der Volkskultur. Ihre Vielfalt an Bauformen, Stimmungen und Spielweisen macht sie zu einem zentralen Element vieler musikalischer Traditionen weltweit. Ob als Begleitinstrument für Tänze, als Soloinstrument für Tänzer und Sänger oder als Stimme in Gemeinschaften — die Fiedel bleibt ein zentrales Bindeglied zwischen Vergangenheit und lebendiger Gegenwart der Volksmusik.
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Fragen und Antworten
F: Was ist eine Fiedel?
A: Eine Fiedel ist eine Geige, die in der Volksmusik verwendet wird. Es kann auch als Scherzwort für "Geige" verwendet werden. Jemand, der die Fiedel spielt, wird als "Fiddler" bezeichnet.
F: Wie hat sich das Instrument im Laufe der Zeit verändert?
A: Fiddles haben sich im Laufe der Zeit von Land zu Land und von einer Epoche zur anderen verändert. Es gab sie in verschiedenen Formen und Größen und sogar mit vielen verschiedenen Namen. In manchen Fällen wurden sie gegen die Brust gehalten, anstatt unter das Kinn geklemmt zu werden. Einige Instrumente, wie das Kit, waren so klein, dass sie in die Tasche passten. In Südosteuropa gab es sogar eine Fiedel mit einem Bauch (die Vorderseite des Instruments) aus Haut.
F: Welche Art von Saiten werden auf einer Fiedel verwendet?
A: Fiddles haben in der Regel Saiten aus Darmmaterial. Die Stege sind flacher als bei klassischen Geigen, was es einfacher macht, Akkorde zu spielen und schnell zwischen den Saiten zu wechseln. Die Stimmung kann variieren, je nachdem, welches Stück gespielt wird, aber die Stimmung G-D-A-E oder andere Stimmungen wie G-D-G-D oder A-E-A-E sind üblich.
F: Wie lernt man Fiedel spielen?
A: Viele Menschen lernen das Spielen, indem sie anderen Spielern zuhören und sie nachahmen, anstatt eine formale Ausbildung in klassischen Spieltechniken zu erhalten. Diese Art des Lernens wurde über Generationen hinweg weitergegeben, da viele Melodien nie aufgeschrieben wurden, sondern nach dem Gehör von anderen gelernt wurden, die sie ebenfalls nach dem Gehör gelernt hatten.
F: Welche Art von Bögen verwenden die meisten Fiedler?
A: Die meisten Fiddler verwenden Bögen, die denen für Geigen ähneln. In einigen Ländern, wie z.B. in Ungarn, werden stattdessen kürzere, schwerere Bögen mit um den Frosch (die Ferse) gebundenem Pferdehaar verwendet. Bei dieser Art von Bogen spannen die Spieler das Haar beim Spielen, indem sie es mit den Händen zusammenpressen.
F: Wer hat diese Instrumente typischerweise gespielt?
A: Menschen aus allen Gesellschaftsschichten spielten diese Instrumente, darunter Adlige, Minnesänger, die wichtige Leute unterhielten, einfache Bauern und mehr - oft begleiteten sie Tänzer und Sänger, während sie bei Festen oder Versammlungen Akrobatik vorführten.
F: Woher kommt das klassische Geigenspiel?
A: Das klassische Geigenspiel entwickelte sich aus den Spielweisen der Landgeige, die vor Jahrhunderten entstand
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