Kriegsgefangenenlager Ruhleben – Britische Gefangene in Berlin (1914–1918)
Ruhleben: Geschichte des Kriegsgefangenenlagers bei Berlin (1914–1918) – britische Gefangene, Alltag, Schicksale und Erinnerung an den Ersten Weltkrieg.
Das Kriegsgefangenenlager Ruhleben war ein Lager in der Nähe von Berlin, wo britische Kriegsgefangene während des Ersten Weltkriegs inhaftiert waren. Ruhleben selbst war damals ein Dorf 10 Kilometer westlich von Berlin, aber heute ist es Teil der Stadt Berlin, in einem Bezirk namens Ruhleben im Bezirk Spandau. Das Lager war ursprünglich eine Pferderennbahn.
Einrichtung und Zusammensetzung der Internierten
Historisch richtig ist, dass Ruhleben auf dem Gelände einer Rennbahn eingerichtet wurde. Wichtig ist die Unterscheidung: Es handelte sich überwiegend um ein Internierungslager für zivile britische Männer (z. B. Kaufleute, Seeleute, Studenten, Reisende), nicht primär um ein militärisches Kriegsgefangenenlager im engeren Sinne. Die erste Belegung begann im Spätsommer 1914; während des Kriegszeitraums waren im Lager zeitweise etwa 4.000 bis 5.000 Männer untergebracht.
Leben und Alltagsorganisation im Lager
Die Lebensbedingungen waren anfangs schwierig: Unterkünfte bestanden aus umfunktionierten Stallungen, Zelten und später errichteten Baracken. Mit der Zeit entwickelte sich im Lager eine ausgeprägte Form der Selbstverwaltung und des kulturellen Lebens, die das Gemeinschaftsleben strukturierte und die psychische Belastung linderte.
- Selbstverwaltung: Die Internierten wählten gewählte Vertreter und organisierten interne Behörden für Ordnung, Verpflegung und medizinische Versorgung.
- Bildung und Arbeit: Es wurden Kurse, Vorträge und eine „Lageruniversität“ angeboten, um Beschäftigung und Weiterbildung zu ermöglichen.
- Kultur und Sport: Theatervorführungen, Konzerte, Zeitungen und Sportveranstaltungen (insbesondere Fußball) waren wichtige Bestandteile des Lagerlebens.
- Gesundheit: Einfache Krankenstationen und medizinische Betreuung waren vorhanden; Hilfslieferungen (u. a. vom Roten Kreuz) verbesserten die Versorgung.
Organisation, Kultur und Medien
Das Lager zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Eigeninitiative der Internierten aus. Sie gründeten Vereine, organisierten Freizeitangebote und publizierten Lagerzeitungen, um Informationen zu verbreiten und die Gemeinschaft zu stärken. Sportveranstaltungen und künstlerische Produktionen waren nicht nur Zeitvertreib, sondern trugen nachhaltig zur Aufrechterhaltung von Moral und Identität bei.
Versorgung, Probleme und Umgang mit der Situation
Die Versorgungslage schwankte im Laufe des Krieges. Lebensmittelknappheit und materielle Entbehrungen waren typische Probleme, wurden jedoch teilweise durch Hilfslieferungen gelindert. Die hygienischen Verhältnisse verbesserten sich durch organisierte Maßnahmen, trotzdem blieben Krankheiten und gesundheitliche Risiken ein Thema.
Ende des Lagers und Nachwirkung
Mit dem Kriegsende 1918 begann die Repatriierung der Internierten. Die meisten Insassen konnten in der Folgejahre in ihre Heimat zurückkehren. Die Erfahrungen und die Selbstorganisation in Ruhleben sind Thema zahlreicher Berichte, Memoiren und wissenschaftlicher Untersuchungen und werden als Beispiel für zivile Internerung und kollektive Bewältigungsstrategien in Kriegszeiten angeführt.
Gedenken
Am ehemaligen Lagerort und in der Umgebung erinnern Gedenktafeln, Publikationen und lokale Initiativen an das Lager Ruhleben und seine Insassen. Die Geschichte des Lagers gehört zur lokalen Erinnerungskultur in Berlin und speziell im Bezirk Spandau.
Hinweis: In der Fachliteratur wird Ruhleben häufig als Internierungslager für britische Zivilisten beschrieben; bei weiterem Interesse können spezialisierte Quellen und Zeitzeugenberichte tiefergehende Einblicke geben.
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Lagerleben
Gefangene
Die Gefangenen (Menschen, die dort festgehalten wurden) kamen aus Ländern, die im Krieg gegen Deutschland kämpften. Die meisten von ihnen waren Briten. Sie befanden sich bei Ausbruch des Krieges in Deutschland, weshalb sie gefangen genommen (inhaftiert) wurden. Einige von ihnen waren in Deutschland, weil sie dort lebten, andere waren zu dieser Zeit im Urlaub. Einige von ihnen waren Besatzungsmitglieder von zivilen Schiffen, die sich zu dieser Zeit zufällig in deutschen Häfen befanden oder die auf See gefangen genommen wurden.
Im Lager befanden sich etwa 5.500 Häftlinge. Die meisten von ihnen verbrachten dort alle vier Jahre des Ersten Weltkriegs. Es sind Bücher darüber geschrieben worden, wie es war, im Lager zu leben. Dazu gehören To Ruhleben - And Back von Geoffrey Pyke, der 1915 erfolgreich aus dem Lager fliehen konnte.
Die Gefangenen wurden meist recht gut behandelt. Die Wachen mussten sich an die Genfer Konventionen halten. Zwar gab es einige Leute, denen es sehr schwer fiel, dort festgehalten zu werden, aber viele andere fanden viel zu tun, um sich selbst zu beschäftigen. Briefe, Bücher, Sportausrüstung und eine Druckerei wurden ins Lager gelassen, und die Häftlinge organisierten ihre eigene Polizei, Zeitschrift, Bibliothek und Post. Einige der Häftlinge waren junge Leute, die später berühmt wurden. Zu ihnen gehörte der kanadische Musiker Ernest MacMillan, der später Dirigent des Toronto Symphony Orchestra wurde. MacMillan war in Deutschland im Urlaub gewesen, um die Bayreuther Festspiele zu besuchen, als der Krieg ausbrach. Charles Ellis und James Chadwick wurden später berühmte Wissenschaftler. Sie nutzten ihre Zeit in Ruhleben zum Studium. Sie konnten ein Laboratorium bauen und einige Experimente durchführen. Es gab auch berühmte Fußballspieler und Sportler.
Die Künste in Ruhleben
Im Lager wurden viele musikalische Aktivitäten organisiert. Es gab einen Ruhlebener Musikverein. Ernest MacMillan war Mitglied und gab Konzerte und Vorträge. Zusammen mit dem Komponisten und Pianisten Benjamin Dale spielte er Klavierduo-Fassungen aller Sinfonien Beethovens. Die Gesellschaft führte eine Aufführung der Oper Mikado von Gilbert und Sullivan und eine pantomimische Version von Cinderella auf. Sie hatten nicht die Musik für den Mikado, aber jemand hatte das Libretto (die Worte), und vier der Musiker schrieben die Musik aus dem, woran sie sich erinnern konnten. Sie schrieben sie für alle Instrumente auf, die sie im Lager hatten. Es gab auch eine Ruhlebener Theatergesellschaft, die Produktionen von Shakespeares Othello und Zwölfte Nacht und Oscar Wildes Die Bedeutung des Ernstseins aufführte.
Sport in Ruhleben
Neben Musik und Theater spielte auch der Sport eine große Rolle im Leben der Lagerinsassen. Unter den Häftlingen befanden sich vier Personen, die englische Nationalspieler gewesen waren: Fred Spiksley, Fred Pentland, Samuel Wolstenholme und Steve Bloomer, ein schottischer Nationalspieler, John Cameron, ein deutscher Nationalspieler Edwin Dutton, und John Brearley, einst von Everton und Tottenham Hotspur. Es gab einen Ruhlebener Fußballverband. Manchmal sahen sich 1.000 Häftlinge ein Spiel an. Auch Kricket, Rugby, Tennis, Golf und Boxen waren beliebt.
Ende des Krieges
Die Gefangenen waren frei, als der Krieg endete, und viele von ihnen wurden per Schiff zurück nach Großbritannien gebracht.
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