Palästra – Antikes griechisches Trainingshaus für Ringen und Bildung

Palästra im antiken Griechenland: Trainingshaus für Ringen und Bildung – Geschichte, Architektur, Alltag und kulturelle Bedeutung.

Autor: Leandro Alegsa

Eine Palästra war ein Gebäude im antiken Griechenland. Es ist der Ort, an dem Ringen gelehrt und praktiziert wurde. Sie bestand aus einem großen quadratischen oder rechteckigen Innenhof. Dieser Hof war zum Himmel hin offen. Er war von Kolonnaden umgeben. Neben diesen Kolonnaden befanden sich Umkleidekabinen, Vorlesungsräume, Badezimmer und Räume zur Aufbewahrung von Ausrüstung. Unter den Kolonnaden trainierten die Ringer bei jedem Wetter.

Palaestras befanden sich oft in der Nähe von Turnhallen. Manchmal waren sie Teil von Turnhallenkomplexen. Die meisten Städte in der griechischen Welt hatten eine Palaestra. Große Städte hatten möglicherweise mehrere. Einige Palaestras befanden sich in Privatbesitz. Die meisten wurden mit Steuern gebaut. Die Palaestra gehörte zum Alltagsleben der griechischen Männer und Jungen. Einige Männer empfanden für die Palaestra, in der sie aufwuchsen, ebenso viel Zuneigung wie moderne Männer für ihre Alma Mater. Einige Männer wurden in ihrer Lieblingspalästra begraben.

Architektur und Ausstattung

Typisch für eine Palästra war ein offener Innenhof (Peristyl), der von einer oder mehreren Kolonnaden (Säulengängen) umgeben war. Der Hof diente als Übungsfläche; der Boden konnte aus Sand, Erde oder teilweise gepflasterten Flächen bestehen. Hinter den Kolonnaden lagen verschiedene Funktionsräume: Umkleide- und Aufbewahrungsräume, Lehr- und Vortragsräume sowie Badeanlagen. Athleten öhlten sich oft und benutzten Schaber (strigils), daher waren Räume für Öl und Körperpflege Teil der Anlage.

Sport und Lehrbetrieb

In der Palästra wurde vor allem Ringen praktiziert, daneben waren auch andere Kampfsportarten wie Faustkampf und pankration sowie allgemeine Körperübungen und Konditionstraining üblich. Trainer und ältere Mitschüler gaben Unterricht in Technik und Regeln; zugleich war die Ausbildung Teil der paideia — also der Erziehung freier griechischer Bürger, die neben körperlicher auch geistige Bildung umfasste.

Soziale und kulturelle Bedeutung

Die Palästra war mehr als eine Sportstätte: Sie fungierte als sozialer Treffpunkt, Ort für Gespräche, philosophische Diskussionen und rhetorische Übungen. In vielen Städten war der Besuch der Palästra fester Bestandteil des männlichen Alltags. Frauen waren in den öffentlichen Palästren meist nicht zugelassen; Ausnahmen gab es in bestimmten Regionen wie Sparta, wo körperliche Ertüchtigung von Frauen gesellschaftlich akzeptiert wurde.

Finanzierung, Besitzverhältnisse und Bestattungssitten

Palästren konnten öffentlich von der Polis finanziert oder privat gestiftet sein. Öffentliche Anlagen wurden oft durch Steuermittel oder Mäzenatentum errichtet. Wie im Ausgangstext erwähnt, gab es eine starke emotionale Bindung vieler Männer an ihre Palästra; in Einzelfällen wurden Menschen an Orten bestattet, die mit ihrer Trainingsstätte in Verbindung standen oder direkt an/innerhalb der Anlage.

Archäologische Befunde und Nachwirkung

Archäologische Ausgrabungen in griechischen Heiligtümern und Städten haben Reste von Palästren zutage gefördert; gut erhaltene Beispiele geben Einblick in Grundrisse und Nutzung. Die Bauform und Funktion der Palästra wurde später auch von den Römern übernommen und angepasst (vgl. römische palaestra-Anlagen, z. B. in Pompeji). Schriftquellen antiker Autoren und archäologische Befunde zusammen erlauben heute eine recht vollständige Vorstellung davon, wie Sport, Bildung und Alltagsleben in und um die Palästra organisiert waren.

Veränderung und Niedergang

Mit der Spätantike und dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen, der Christianisierung und den veränderten städtischen Prioritäten gingen viele klassische Sport- und Erziehungsstätten zurück oder wurden umgenutzt. Manche Bauformen lebten jedoch in verschiedenen verwandten Einrichtungen wie öffentlichen Bädern oder späteren Turnhallen wieder auf.

Zusammengefasst: Die Palästra war ein zentrales Element der griechischen Kultur, das körperliche Ausbildung, Bildung und gesellschaftliches Leben verband. Als Ort intensiver körperlicher und geistiger Erziehung prägte sie über Jahrhunderte das Bild antiker städtischer Gemeinschaften.

Der Innenhof der Palaestra von Olympia (links) und eine Kolonnade (rechts)Zoom
Der Innenhof der Palaestra von Olympia (links) und eine Kolonnade (rechts)

Was war eine Palästra?

Eine Palästra war ein Gebäude im antiken Griechenland, in dem Ringen gelehrt und praktiziert wurde. Das Wort Palaestra basiert auf dem griechischen Wort pale, was Ringen bedeutet. Vom sechsten Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende der römischen Kaiserzeit wurden in ganz Griechenland Palaestras gebaut. Die frühesten befanden sich in Privatbesitz, doch ab dem fünften Jahrhundert v. Chr. wurden öffentliche Palaestras gebaut. Fast jede griechische Stadt besaß mindestens eine Palaestra und einige Großstädte hatten mehrere.

Palaestras befanden sich oft in der Nähe von Turnhallen oder waren an diese angeschlossen. Die Turnhalle tauchte wahrscheinlich erstmals im sechsten Jahrhundert v. Chr. auf. Jahrhundert v. Chr. Beide wurden oft einfach als "die Turnhalle" bezeichnet. Der griechische Historiker, Biograph und Essayist Plutarch schreibt, dass eine Palaestra ausschließlich für den Ringkampf und die Pankration verwendet wurde, eine Sportart, die dem Ringen ähnlich, aber viel rauer war. Boxen wurde in der Turnhalle gelehrt und praktiziert. Sportler im Ruhestand besaßen und betrieben kleine Palaestras. Griechische Männer aller Altersgruppen schlossen sich den Palaestras an. Ältere (alte) Männer hatten manchmal ihre eigenen Palaestras.

Eine Kolonnade in der Palaestra von OlympiaZoom
Eine Kolonnade in der Palaestra von Olympia

Entwurf der Palästra

Vitruv war ein römischer Architekt, der im Zeitalter des Augustus lebte. In seinem Buch Über die Architektur entwarf er einen Plan für die perfekte Palästra. Diese Palästra ähnelt der Palästra in Olympia, Griechenland, dem Austragungsort der antiken Olympischen Spiele. Vitruvs' Palästra hat einen großen, zum Himmel offenen Innenhof. Dieser Hof ist von überdachten Kolonnaden umgeben.

Der Hof wäre mit Skammata-Gruben gefüllt gewesen, in denen Ringer und Pankratiasten trainiert hätten. Ein Skamma ("ausgegrabener Teil") war ein Bereich, in dem der Boden umgedreht und mit einer dicken Sandschicht bedeckt worden war, um eine feste Grundlage für die Ringer zu schaffen. Da die Ringer möglicherweise bei Regenwetter hätten antreten müssen, gab es in der Palaestra zwei Skamma: ein trockenes und ein nasses. Den Schlamm im nassen Skamma nannten die Ringer "Bienenwachs".

Die Ringer selbst drehten den Boden und den Sand mit einer Spitzhacke um. Dies wurde als eine sinnvolle Übung angesehen, und die Spitzhacke wurde in der griechischen Kunst zum Symbol für das Ringen. Es ist wahrscheinlich, dass sich das nasse Skamma unter den Kolonnaden befand, um eine Verdunstung zu verhindern. Griechische Ärzte glaubten, eine Mischung aus Schlamm und Öl habe heilende Wirkung, und in den Gruben wurde oft eine Mischung aus Schlamm und Öl verwendet.

Vitruv beschreibt Einzelkolonnaden auf drei Seiten des Hofes und eine Doppelkolonnade auf der Nordseite. Diese Doppelkolonnade würde den dahinter liegenden Raum vor Sonne und Regen schützen. Die Palästra war ein Ort der Schulung von Körper und Geist. Dieser Raum war das Ephebeion. Hier erhielten junge Männer (Ephebe) Unterricht in griechischer Kultur. In die Wände waren Bänke aus Stein eingelassen.

Rechts neben dem Ephebeion hätte Vitruv drei Räume gehabt: den Sandsackraum, den Staub- und Puderraum und einen Raum zum Baden. Links vom Ephebeion befanden sich ein Raum zur Lagerung von Öl und eine Gruppe von Räumen für einen Ofen und heiße Bäder. Heiße Bäder waren eine römische Notwendigkeit und wurden in Olympia jedoch nicht gefunden. Das mag an der Wasserknappheit in Olympia gelegen haben. Die Bäder in Olympia waren einfach, aber die in Delphi waren groß und aufwändig.

Vitruv erwähnt nicht den Entkleidungsraum (Apodyterion), aber es hätte sicherlich in jeder Palästra mindestens einen gegeben. Bleiche und Pankration wurden beide nackt praktiziert. Vitruv erwähnt auch nicht den Ballsaal (sphairisterion), den manche Palästra hatte. Es ist nicht bekannt, ob dieser Raum für Ballspiele, Lagerung oder Übungen genutzt wurde.

An regnerischen Tagen wurde unter den zwei bis vier überdachten Kolonnaden, die den Hof säumten, Ringen gelehrt und geübt. In unmittelbarer Nähe dieser Kolonnaden befanden sich Umkleidekabinen, Baderäume, Lagerräume und Räume für Vorträge und Treffen mit Freunden. Diese Räume wurden oft für homosexuelle oder päderastische Rendezvous genutzt.

Hermes Enagonios ("Hermes des Wettbewerbs") führte den Vorsitz in der Palaestra. Er wurde auf einem rechteckigen Marmorstück als Kopf und erigierter Penis dargestellt. Hermes war der Gott des Ringkampfes und wurde manchmal als der Vater der Palaestra, der Göttin des Ringkampfes, bezeichnet. In der griechischen Kunst zeigt ein Hermes oft an, dass es sich bei der Szene um eine Palästra handelt. Statuen von Apollon und Herakles standen ebenfalls in einer Palästra.

Ein Eremit führte den Vorsitz in der Palaestra. Ein Reiben seines Phallus würde Glück bringen. (Marmor; ca. 520 v. Chr.; 66 cm (25 ¾ in.); Archäologisches Nationalmuseum, Athen)Zoom
Ein Eremit führte den Vorsitz in der Palaestra. Ein Reiben seines Phallus würde Glück bringen. (Marmor; ca. 520 v. Chr.; 66 cm (25 ¾ in.); Archäologisches Nationalmuseum, Athen)

Fragen und Antworten

F: Was war eine Palästra?


A: Eine Palästra war ein Gebäude im alten Griechenland, in dem Ringen gelehrt und praktiziert wurde.

F: Wie sah der Innenhof einer Palästra aus?


A: Der Innenhof einer Palästra war in der Regel groß und rechteckig, zum Himmel hin offen und von Säulengängen umgeben.

F: Welche Räume befanden sich neben den Kolonnaden?


A: Neben den Kolonnaden befanden sich in einer Palästra Umkleideräume, Vortragsräume, Bäder und Räume zur Aufbewahrung der Ausrüstung.

F: Wie oft trainierten die Ringer in den Palaestras?


A: Die Ringer trainierten in den Palästen unter den Säulengängen bei jedem Wetter.

F: Gab es in allen Städten des antiken Griechenlands eine Palästra?


A: Die meisten Städte im antiken Griechenland hatten mindestens eine Palästra; größere Städte hatten möglicherweise mehrere.

F: Wem gehörten die meisten dieser Gebäude?


A: Die meisten dieser Gebäude wurden mit Steuergeldern gebaut und waren nicht in Privatbesitz.

F: Wie wichtig war dieses Gebäude für die griechischen Männer und Jungen?


A: Die Palaestra war für die griechischen Männer und Jungen ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Einige empfanden sogar eine ebenso große Zuneigung zu ihrer Lieblings-Palaestra wie moderne Männer zu ihrer Alma Mater.


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